Verheerende Bilanz im Pantanal: Noch nie zuvor hat es häufiger gebrannt als 2020 / 1 Millionen Menschen für Entwaldungsfreie Lieferketten

Berlin, 13.11.2020: Es ist, als ob sich die Natur im brasilianischen Pantanal selbst die Wunde leckt nach einem katastrophalen Jahr der Waldbrände. Ganze 21.115 Mal hat es in diesem Jahr bereits gebrannt. Das ist rund das Fünffache im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (4.413). Zeitgleich ist das Jahr 2020 das trockenste seit über 50 Jahren. Allein das Einsetzen der Regenzeit sorgt nun für Erholung, momentan gibt es nur noch 39 aktive Brände. Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF-Deutschland, kommentiert: „Der Regen muss richten, was die Politik versäumt hat. Das kommt leider zu spät. Tausende Hektar Natur sind dieses Jahr verbrannt, Menschen und Tiere haben ihre Lebensgrundlage verloren.“

2020 ist das Jahr der traurigen Rekorde für das größte Feuchtgebiet der Erde, dem Pantanal. Maldonado sagt: „Noch nie seit Beginn der Messungen haben wir eine so massive Anzahl von Bränden verzeichnet. Und die Regierung Bolsonaros gießt auch noch Öl ins Feuer: Der brasilianische Umweltminister behauptet, dass mehr Rinderfarmen im Pantanal künftige Feuer verhindern. Das ist eine Lüge mit schlimmen Folgen. Wir gehen davon aus, dass vor allem Besitzer von Rinderfarmen als Brandleger in Frage kommen – mit dem Ziel ihre Weideflächen zu vergrößern. Zudem soll im Pantanal im großen Stil Zuckerrohr angebaut werden. Drängender denn je fordern wir daher von der EU und Deutschland, ein wirkungsvolles entwaldungsfreies Lieferkettengesetz. Produkte, für die wie im Pantanal Natur verschwindet, dürfen nicht bei uns im Supermarkt landen.“ #Together4Forest, eine vom WWF und anderen Umweltorganisationen gestartete Aktion für ein starkes EU-Lieferkettengesetz gegen Entwaldung wurde nach nur zwei Monaten von mehr als einer Millionen Menschen unterstützt. Das ist die höchste Beteiligung an einer EU-Konsultation zu Umweltfragen, die es jemals gab.

Die Feuer im Pantanal haben seit Anfang des Jahres bis dato 4,2 Millionen Hektar vernichtet. Das entspricht einer Fläche größer als die gesamte Schweiz beziehungsweis knapp 50-mal der Fläche Berlins. Damit sind circa 28 Prozent des Pantanals verbrannt. Eindrucksvolle Tierarten des Feuchtgebiets wie der Jaguar, der Hyazinth-Ara oder der Brillen-Kaiman sind in ihrer Existenz bedroht.

Mitmachen: #Together4Forest:

#Together4Forests ist ein Zusammenschluss zahlreicher Organisationen mit einem gemeinsamen Ziel: Ein europaweiter Appell an die EU zum Schutz und der Wiederherstellung von Wäldern und anderen natürlichen Ökosystemen. Noch bis zum 10. Dezember können Unterstützer:innen unter https://www.wwf.de/together4forests mitmachen und die EU auffordern ein wirkungsvolles entwaldungsfreies Lieferkettengesetz auf den Weg zu bringen. Produkte, die mit der Entwaldung, Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht werden, gehören nicht ins Supermarktregal. Mit über einer Million Eingaben ist dies die größte öffentliche Konsultation zu Umweltfragen in der Geschichte der EU.

Hintergrund: Pantanal

Angesichts seiner weltweiten ökologischen Relevanz wurden kleine Teile des Pantanal in Brasilien 2000 zum Weltnaturerbe ernannt, da eine Fülle an Tieren und Pflanzenarten ausschließlich in dem Feuchtgebiet zwischen Bolivien, Paraguay und Brasilien vorkommt. Das Pantanal gehört zu den artenreichsten Gebieten des Planeten.

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin, Berlin