Hannover/Berlin, 11.11.2020: Am Mittwoch legen die Regierungsparteien von CDU und SPD dem Niedersächsischen Landtag einen Entschließungsantrag vor, in dem sie unter anderem die Aufnahme des Wolfes in das landeseigene Jagdrecht fordern. Gleichzeitig wollen sie den Bund darum bitten, den Bundesländern ein Bestandsmanagement von Wölfen zu ermöglichen. Der WWF kritisiert das Vorhaben als „Wolfs-Populismus“:
Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere beim WWF Deutschland:
„Die Vorschläge der niedersächsischen Regierungsparteien hinsichtlich des landeseigenen Wolfsmanagements sind aktionistischer Wolfs-Populismus, der keine Konflikte löst und niemandem hilft – weder dem Wolf noch den Weidetierhalter. Stattdessen sollte Niedersachsen endlich dem schon zwei Jahre alten Beschluss der EU nachkommen und den Aufbau und Unterhalt von Herdenschutzmaßnahmen vollumfänglich finanzieren. Die Landesregierung hat diese Hilfe den Weidetierhalter bisher versagt.
Die Aufnahme ins Jagdrecht ist reine Augenwischerei. Um das festzustellen, genügt ein Blick nach Sachsen. Das Bundesland hat bereits 2012 den Wolf zur Liste der jagdbaren Arten hinzugefügt. Da der Wolf bundesweit streng geschützt ist, darf er dennoch nicht geschossen werden. Die Folge: die Doppelzuständigkeit von Naturschutz- und Jagdbehörden führte in Sachsen bisweilen zur Lähmung des Wolfsmanagements. Ein Grund für die damalige Aufnahme war auch, Jäger besser in das sächsische Wolfsmonitoring einbeziehen zu wollen. Niedersachsens Landesjägerschaft ist im Gegensatz dazu bereits seit Jahren für das Sammeln von Hinweisen auf Wolfsvorkommen verantwortlich. Für deren Einbindung braucht es also in Niedersachsen keine Ausweitung des Jagdrechts. Und auch für die Entnahme einzelner Wölfe – bei etwa wiederholten Angriffen auf geschützte Nutztiere – muss das Jagdrecht nicht angepasst werden, denn das wird vom Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Stattdessen ist ein flächendeckender Herdenschutz fundamental.
Immerhin schlagen CDU und SPD in ihrem Antrag auch die Einführung einer Weidetierprämie vor. Das ist ein immerhin ein erster, wichtiger Schritt, um Weidetierhalter zu unterstützen – der leider viel zu spät kommt.“
Hintergrund:
Früher lebte der Wolf selbstverständlich in unseren Wäldern. Dann wurde er durch den Menschen ausgerottet. Seit dem Jahr 2000 kehrt der Wolf jedoch als natürlicher Bewohner und wichtiger Teil unseres Ökosystems zurück. Seine Rückkehr ist ein großer Erfolg für den Artenschutz. Sie ist aber auch eine Herausforderung, zum Beispiel für Landwirte:innen und Nutztierhalter:innen. Um das Zusammenleben mit großen Beutegreifern durch Kommunikation, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen zu verbessern, hat der WWF das Projekt „Euro Large Carnivores“ mit 16 Partnerorganisationen in ganz Europa ins Leben gerufen: www.eurolargecarnivores.eu
Der WWF ist überzeugt, dass eine Nachbarschaft von Mensch, Wolf und Weidetieren möglich ist und setzt sich für die Umsetzung praxistauglicher Lösungen für ein Miteinander in Deutschland und Europa ein.