Die Covid-19-Pandemie sorgt weltweit für einen Anstieg der Nachfrage nach Gold als Investment. Nicht nur die Zentralbanken kaufen mehr, auch in Deutschland sind insbesondere goldgestützte, börsengehandelte Fonds beliebt. Doch die Goldgewinnung geht weltweit oft mit Ausbeutung und massiver Umweltzerstörung einher, so die Naturschutzorganisation WWF. In der Amazonasregion gefährden zum Beispiel Quecksilbereinträge aus dem Goldbergbau akut die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Mindestens 1,5 Millionen Menschen am Amazonas sind laut WWF bereits gesundheitlich betroffen. Die Vergiftung kann tödlich sein. Die Vergiftungssymptome umfassen Muskelschäden, Nierenerkrankungen, Lähmungen, kognitive und motorische Verzögerungen oder Psychosen. „Wir fordern Goldhändler und Anbieter goldgestützter Fonds auf, Recyclinggold Vorfahrt zu gewähren und Kunden lückenlos Aufschluss zu geben über die Herkunft des gehandelten Goldes. Sonst haben Anleger keine Chance, giftiges Gold aus ihren Portfolios rauszuhalten“, so WWF-Rohstoffexperte Tobias Kind.
„Recyclinggold, also wiederverwertetes Altgold, hat den gleichen Wert wie neu abgebautes Gold, aber es belastet die Umwelt weitaus weniger. Der ökologische Fußabdruck des Goldes sinkt mit jeder Wiederverwertung“, so Kind. Anleger mit Interesse an Gold und Käufer von Goldschmuck ruft der WWF auf, gezielt nach Recyclinggold oder wenigstens zertifiziertem Gold zu fragen. Zertifizierungssysteme wie Fairmined geben im Kleinbergbau die Möglichkeit, quecksilberfreie Abbautechniken zu fördern. Für Großbergbauunternehmen setzen Zertifizierungssysteme wie IRMA wichtige Umwelt- und Sozialstandards. „Eine erhöhte Nachfrage erzeugt bei Banken, Händlern und Juwelieren Druck, ihre Lieferketten sauber zu halten“, so Kind.
Freiwillige Zertifizierungssysteme allein werden den Goldbergbau nicht maßgeblich sozialer und umweltfreundlicher machen, dazu braucht es aus laut Tobias Kind den „massiven Druck des Marktes“. Der WWF-Rohstoffexperte kritisiert daher, dass Wirtschafts- und Industrieverbände die Covid-19-Pandemie nutzten, um aktuell deutsche und europäische Bemühungen um ein Lieferkettengesetz auszubremsen: „Wir brauchen verbindliche Regelungen für Waren und Rohstoffe importierende Unternehmen, die sie dazu zwingen, Verantwortung für die gesamte Lieferkette zu übernehmen. Die Goldproduktion lässt sich zum Beispiel derzeit oft nur bis zu den weiterverarbeitenden Schmelzereien nachvollziehen. Danach ist Schluss. Das geht nicht.“