Ein Platz für Wölfe
Neue Studie: 700 bis 1400 potenzielle Wolfsterritorien in Deutschland / Schäfer allein gelassen: WWF kritisiert politische Scheindebatten
Einer Studie des Bundesamts für Naturschutz (BfN) zufolge hat Deutschland die Kapazitäten für 700 bis 1400 Wolfsterritorien. Aktuell gibt es hierzulande 105 Rudel und einige Einzeltiere. Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland bezeichnete die Ergebnisse als „spannende Zukunftsprognose“. Zugleich mache das Potenzial deutlich, dass die Politik Schäfer und Nutztierhalter nicht länger allein lassen darf. Der WWF fordert daher einen finanziell solide ausgestatteten, flächendeckenden Herdenschutz. Dr. Diana Pretzell, Leiterin Biodiversität beim WWF Deutschland:
„Die Heimkehr der Wölfe ist sehr erfreulich und ein Zeichen für erfolgreichen Artenschutz. Die neuen Berechnungen zeigen, dass wir geeignete Gebiete für 700-1400 Wolfsterritorien haben. Wir müssen uns somit in ganz Deutschland auf den Wolf als Mitbewohner einstellen. Schein-Debatten um No-Go-Areas für Wölfe, Obergrenzen oder Bejagung täuschen über die wahren Herausforderungen im Nebeneinander von Mensch und Wolf hinweg und lenken davon ab, dass die Politik im Umsetzungsverzug ist. Ein friedliches und konfliktfreies Zusammenleben von Wolf und Mensch steht und fällt mit flächendeckendem Herdenschutz. Der muss vom Staat unterstützt werden, insbesondere finanziell.
Es ist abzusehen, dass sich Wölfe in allen Flächenbundesländern etablieren. Daher braucht es eine frühzeitige Umsetzung effektiver Herdenschutzmaßnahmen und zwar auch für die Gebiete, in denen bislang noch keine Wölfe leben. Das umfasst Prävention durch Herdenschutzhunde und geeignete Zäune, Beratungsangebote und eine sofortige, unbürokratische Kompensation bei Wolfsübergriffen auf entsprechend geschützte Weidetiere. Wir müssen Weidetierhalter und ihre Leistung für unsere Natur, die Kulturlandschaft und die Versorgung mit Nahrung endlich anerkennen und sie besser unterstützen.“
Hintergrund
Bevor die Art hierzulande ausgerottet wurde, lebte der Wolf ganz selbstverständlich in unseren Breiten. Nun kehrt er als natürlicher Bewohner und wichtiger Teil unseres Ökosystems zurück. Seine Rückkehr ist ein großer Erfolg für den Artenschutz, bedeutet aber auch eine Herausforderung, zum Beispiel für Landwirte und Nutztierhalter. Um das Zusammenleben mit großen Beutegreifern durch Kommunikation, grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen zu verbessern, setzt der WWF das Projekt „Euro Large Carnivores“ mit 16 Partnerorganisationen in ganz Europa um: <link https: eur04.safelinks.protection.outlook.com>www.eurolargecarnivores.eu