Die Wilderei ist in Indien während der COVID19-bedingten Lockdowns um über 150 Prozent nach oben geschossen. Das vermelden die Naturschutzorganisationen WWF und TRAFFIC in einem aktuellen Report. Es müsse verhindert werden, so der WWF, dass es aus der Not heraus zu „Pandemie-Wilderei“ komme und wertvolle Ökosystem ausbluteten. Ende Mai hatte bereits eine WWF-Analyse gezeigt, dass die illegale Waldrodung im Zuge der Corona-Krise nach oben schnellte. Ähnliche Befürchtungen gibt es in Bezug auf die illegale Fischerei.
Die aktuelle Analyse zu Wilderei und illegalem Handel in Indien zeigt die höchste Zunahme bei Huftieren. Die, so vermuten WWF und TRAFFIC, hauptsächlich wegen ihres Fleisches getötet wurden. Die zweite betroffene Gruppe sind „kleinere Säugetiere“, darunter Stachelschweine, Schuppentiere oder Affen. Bei Großkatzen nahm die Wilderei von Leoparden während der Sperrzeit zu. So wurden demnach neun Leoparden während der vergangenen Wochen getötet - verglichen mit vier in der Zeit davor. Immerhin: Einen Anstieg der Wilderei auf Tiger konnte in Indien bisher nicht beobachtet werden. Trotzdem warnt Kathrin Samson, Tiger-Referentin beim WWF Deutschland: „Wenn Wälder und Savannen leer geschossen werden, fehlt dem Tiger die Nahrungsgrundlage. Der Hunger könnte die Tiere wiederum in die Nähe des Menschen treiben, da Rinder und andere Nutztiere als Beute attraktiv werden.“
Da in Indien vor allem Tiere wegen ihres Fleisches gewildert würden und nicht für den internationalen, illegalen Handel, forderte der WWF verstärkte Maßnahmen, um die Situation der lokalen Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern. „Wer die Natur vor den Folgen der COVID19-Krise schützen will, muss auch dafür Sorge tragen, dass es nicht zu Notständen und humanitären Katastrophen kommt“, so Samson. „Wir müssen verhindern, dass Menschen aus Hunger oder ökonomischer Not heraus zu Pandemie-Wilderern werden.“