Die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und sind von entscheidender Bedeutung für unseren Planeten. Doch sie leiden – vor allem unter Überfischung, Verschmutzung und Zerstörung von Boden- und Küstenlebensräumen sowie den dramatischen Auswirkungen der Klimakrise. Zum Tag der Ozeane am 8. Juni fordert der WWF entschiedenes Handeln für eine „grüne“ Zukunft für unsere Ozeane.
„Unsere Meere produzieren mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen und sie regulieren das Weltklima. Die menschenverursachte Zerstörung von Lebensräumen und die zahlreichen Belastungen der Ozeane bedrohen nicht nur die biologische Vielfalt der Erde, sondern auch unsere zukünftige Ernährung. Gelingt keine Kehrtwende, wird sich der Zustand verschärfen und zu steigendem Meeresspiegel, Korallensterben, zunehmenden Naturkatastrophen und dem Zusammenbruch mariner Nahrungsnetze führen“, warnt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz des WWF Deutschland.
WWF fordert konsequenten Einsatz für die Zukunft der Meere
Überfischung stoppen und Meeresschutzgebiete ausweiten
Fisch ist für 3,1 Milliarden Menschen eine schwer zu ersetzende, zentrale Eiweißquelle. Weltweit gilt aber ein Drittel der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt. „Das Ziel, die Überfischung in Europa bis 2020 zu beenden, wurde verpasst. Wir brauchen endlich verbindliche Fangquoten, wirksame Fischerei-Kontrollen und ein Verbot zerstörerischer Fischereipraktiken.“, fordert Vesper. Die europäische Fischerei-Kontroll-Verordnung wird dieses Jahr reformiert und muss dringend nachgebessert werden. Global müssen schädliche Fischereisubventionen beendet und destruktive Fischereipraktiken, die Küsten- und Bodenlebensräume zerstören, verboten werden. Um besonders sensible marine Ökosysteme zu retten, fordert der WWF, 30 Prozent der Ozeane bis 2030 unter Schutz zu stellen.
Verschmutzung verringern
Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll. Zu den Ursachen gehören die massenhafte Verbreitung von Einwegplastik und die fehlenden Infrastrukturen zur weiteren Verarbeitung von Abfällen. 800 Meeresarten sind durch Plastik bedroht – darunter Meeresschildkröten, Meeressäuger und Seevögel. Der Weg des Plastiks von menschlicher Nutzung in die Meere startet auch in Industrienationen wie Deutschland. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Exporteur von Plastikmüll. Der endet oft in südostasiatischen Ländern mit schlechtem oder keinem Abfallmanagement. Dort kann er häufig nicht recycelt werden, sondern wird verbrannt oder landet auf Deponien – und gelangt auch von dort aus ins Meer. Dazu Vesper: „Um die globale Plastikflut zu stoppen, braucht es eine globale Lösung. Der WWF setzt sich daher für ein internationales Abkommen auf UN Ebene ein, das weltweit die Müllreduktion und ein verbessertes Abfallmanagement gesetzlich vorschreibt. Als Top-Verursacher von Verpackungsmüll in der Europäischen Union trägt Deutschland auch eine besondere Verantwortung, ein solches Abkommen voranzutreiben.” Zu der Verschmutzung durch Plastik kommt die Überdüngung der Meere durch Phosphor und Stickstoff, die von Feldern ins Meer geschwemmt werden. Sie wirken auch im Meer als Dünger für Algen und verursachen giftige Algenblüten und sauerstofffreie Zonen.
Klimakrise führt zu Korallensterben und Verlust von Ökosystemen
Steigende CO2-Werte in der Atmosphäre und der damit verbundene Temperaturanstieg erwärmt die Ozeane. Durch die vermehrte Aufnahme von CO2 sinkt außerdem der pH-Wert und die Ozeane versauern. Die Schäden sind bereits heute sichtbar. Vor allem Korallen, der Lebensraum für 25 Prozent allen marinen Lebens, reagieren besonders empfindlich auf die Veränderungen. Wenn die weltweite Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigt, werden nach dem jüngsten Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES 70 bis 90 Prozent aller Korallen auf der Erde absterben. Bei zwei Grad Erwärmung sind es 99 Prozent. Ozeane sind für den Kampf gegen die Klimakrise von entscheidender Bedeutung. Seegraswiesen, Salzmarschen und Mangrovenwälder speichern bis zu drei Mal mehr CO2 als Regenwälder. Die Meere haben in den letzten 200 Jahren ein Drittel des durch menschliche Aktivitäten erzeugten CO2 aufgenommen und sind das größte Wärmereservoir im Klimasystem. Sie stellen daher einen Puffer bei Klimaveränderungen dar und verlangsamen so entscheidend die Erderhitzung. Heike Vesper fordert daher konsequenten Klimaschutz: „Nur eine Verringerung des CO2-Ausstoßes und die Bekämpfung der Klimakrise können das Meer retten! Wenn wir die Kehrtwende nicht schaffen, wird es zu einem Massensterben von Arten in den Ozeanen kommen. Viele marine Ökosysteme werden kollabieren.“
Meeresschutz auch in Deutschland umsetzen
Off-shore Windenergie muss ausgebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen, aber die Nord- und Ostsee in Deutschland stehen unter starkem Druck. Zusätzlich zum Ausbau der Offshore- Windenergie belasten Nutzungen wie Schifffahrt, Ressourcenabbau, Vermüllung, Schadstoffeintrag sowie intensiver Fischerei die Ökosysteme zu stark. Bezeichnend ist dabei die gestrige Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes: Bei der Offshore-Windkraft droht Meeresnaturschutz auf der Strecke zu bleiben. Zudem ist die Etablierung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen in vielen deutschen Meeresschutzgebieten unzureichend. „Wo Schutz draufsteht, muss auch Schutz enthalten sein! Deutschland muss neben dem internationalen Meeresschutz auch den Zustand der eigenen Gewässer ernst nehmen und endlich auch in deutschen Meeresschutzgebieten für konsequenten Schutz ohne flächendeckende Fischerei sorgen. Auch außerhalb der Schutzgebiete muss ein wahrhaftig nachhaltiges Management sichergestellt werden.“
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