WWF-Report: Mehr als 12 Millionen Schlingfallen in Südostasiens Wäldern / Illegale Wilderei erhöht Zoonose-Risiken

Schätzungsweise rund 12 Millionen illegaler Schlingfallen liegen allein in den Wäldern Laos, Vietnams und Kambodschas. Davon geht der aktuelle WWF-Report „Silence of the Snares“ aus. Die Zahlen für ganz Südostasien dürften nach WWF-Einschätzung noch um ein Vielfaches höher liegen. Die Schlingfallen-Krise in Südostasien kostet nicht nur Millionen Tiere das Leben und destabilisiert ganze Ökosysteme, sie stellt auch ein enormes Gesundheitsrisiko für den Menschen dar. Etliche der gewilderten Tiere können Viren in sich tragen, die dann vom Tier auf den Menschen überspringen und Epidemien auslösen.

„Die Wälder werden förmlich leergefegt. Millionen von Schlingfallen in den südostasiatischen Wäldern gleichen zusammengenommen einem riesigen Schleppnetz, aus dem es für viele Tiere kein Entrinnen gibt“, warnt Kathrin Samson, Asien-Referentin beim WWF Deutschland. „Wilderer in der Region stellen eine große Zahl dieser Fallen auf, um Tiere für den Wildtierhandel zu fangen. Das hat in den letzten Jahrzehnten auch dazu geführt, dass Tiger in Vietnam, Laos und Kambodscha heute als ausgestorben gelten. Und es stellt weiterhin eine der größten Gefahren für die noch verbliebenen Tiger in den anderen südostasiatischen Ländern dar. Aber auch Asiatische Elefanten, Sumatra Nashörner und andere Säugetiere sind massiv davon bedroht. Wenn es einem Tier doch gelingen sollte, aus solch einer Falle zu entkommen, stirbt es meist später an den schweren Verletzungen oder an Infektionen.“

Hinzu kommt die Gefahr von Zoonosen und Krankheitsübertragungen. Die möglichen Wege vom Tier auf den Menschen sind laut dem WWF-Report vielfältig: Der Jäger holt das getötete Tier aus der Falle und das Blut kann Infektionen übertragen. Über Mittelsmänner gelangt das Tier auf den Markt. Dort kommt es mit anderen Wildtieren in Berührung und kann auch diese anstecken. Wieder andere Menschen bringen das Tier in ein Restaurant oder schlachten es, bis es schließlich auf dem Teller landet. Die Fallen zielen etwa auf Wildschweine, Schleichkatzen und Schuppentiere. Arten, die als Überträger von Zoonosen identifiziert wurden.

Angeheizt wird die Wilderei durch die Nachfrage in den städtischen Gebieten Asiens. Menschen aus der Mittel- und Oberschicht konsumieren Wildfleisch als Delikatesse oder als eine Art Statussymbol. Statistisch gesehen essen die Menschen etwa in Vietnam zwar nur einmal pro Jahr Fleisch von Wildtieren. Bei einer Bevölkerung von 35 Millionen Menschen hat das aber erheblichen Einfluss auf die Populationen. „Es braucht also zum einen Aufklärung der Mittel- und Oberschicht, damit die Nachfrage zum Erliegen kommt“, so Samson. Darüber hinaus müsse jedoch den Menschen in den ländlichen Regionen auch alternative Einkommensmöglichkeiten aufgezeigt werden. „Wer seiner Familie das Überleben sichern und seinen Kindern eine Perspektive geben will, kann schnell zum Wilderer werden, wenn er keinen anderen Ausweg sieht. Hier muss die Entwicklungszusammenarbeit durch Deutschland oder Europa verstärkt ansetzen“, so der Appell der WWF-Expertin.

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Roland Gramling

WWF Pressestelle