Eine breite Mehrheit von knapp über 70 Prozent der Deutschen ist für ein Verbot von bleihaltiger Munition in Deutschland und Europa. Das ist das Ergebnis einer Civey-Umfrage im Auftrag des WWF Deutschland. Unentschieden waren rund 14 Prozent, dagegen votierten knapp 16 Prozent. Hintergrund ist die Ankündigung der Bundesregierung, sich bei der EU-weiten Abstimmung über ein Verbot von Bleimunition zu enthalten. Laut WWF gelangen jedes Jahr durch die Jagd Tonnen von giftigem Blei in die Umwelt. Über eine Million Wasservögel sterben jährlich in Europa an den Folgen. Bei den seltenen Seeadlern zählt Bleivergiftung zu einer der häufigsten Todesursachen.
Bis zum 14. Juli können die EU-Mitgliedsstaaten ihr Votum zum Verbot von bleihaltiger Munition noch abgeben. Während das Bundesumweltministerium für eine Zustimmung plädiert, lehnt das Landwirtschaftsministerium dies ab. „Die deutsche Bundesregierung hat offenbar den Schuss nicht gehört. Europas Natur muss endlich Blei-frei werden“, fordert Dr. Diana Pretzell, Direktorin Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland. Klöckners Ablehnung steht laut Pretzell nicht nur im klaren Widerspruch zur mehrheitlichen Meinung der deutschen Bevölkerung. Sie handele damit auch gegen die Empfehlung vieler Naturschutzverbände wie dem WWF, der EU-Kommission, der Europäischen Chemikalienagentur sowie der Position anderer Mitgliedstaaten wie etwa Frankreich, so die Kritik.
Untersuchungen zeigen, dass sich das Blei sogar im Sediment der flachen Uferzonen von Gewässern ablagert und sich die Konzentrationen des Giftes dort über Jahre immer weiter erhöhen. Die Wasservögel nehmen die Bleipartikel dann bei der Suche nach Nahrung auf und verenden qualvoll. „Das Massensterben bei Vögeln ist völlig unnötig. Es braucht keine bleihaltige Munition. Längst gibt es sichere und praxistaugliche Alternativen“, so Pretzell.
Die Eil-Aktion des WWF gegen eine Enthaltung Deutschlands zum Verbot der Bleimunition ist am Donnerstag unter https://mitmachen.wwf.de/giftige-bleimunition-verbieten gestartet. Innerhalb weniger Stunden unterstützten bereits über 10.000 Personen die Aktion.