Stochern im Nebel

WWF-Recherche: Abfallaufkommen auf Grüner Woche bleibt intransparent / Messe Berlin GmbH weiter ohne überprüfbares Konzept zur Vermeidung unnötiger Lebensmittel- und Plastikabfälle

(c) Roland-Gramling-WWF
(c) Roland-Gramling-WWF

Vor einem Jahr erbrachten Recherchen des WWF Deutschland, dass die Messe Berlin GmbH weder für die Internationale Grüne Woche (IGW) noch für andere Messen erfasst, wie viel Lebensmittelabfälle anfallen und welche davon vermeidbar sind. Eine erneute Anfrage des WWF zeigt: Nach wie vor fehlt es an einem Konzept zur Reduktion von Lebensmittelverlusten und Kunststoffabfällen und das Wissen über die anfallenden Abfälle bleibt lückenhaft. Erfasst werden auf der diesjährigen IGW Speisereste und andere Abfälle der Aussteller, so der Veranstalter gegenüber dem WWF. „Die Messe Berlin GmbH sollte diese Zahlen entlang der Abfallkategorien im Nachgang der Internationalen Grünen Woche veröffentlichen. Das wäre ein erster Schritt in Richtung mehr Transparenz und Analyse“, fordert Tanja Dräger de Teran vom WWF. Lückenlos sei das Bild aber erst, wenn auch das Müllaufkommen der Besucher mit erfasst werde.

 

Laut Messe Berlin GmbH sind die Aussteller der Internationalen Grünen Woche vertraglich verpflichtet, die Entsorgung ihrer fraktionsgerecht gesammelten Abfälle durch den Rahmenvertragspartner der Messe Berlin GmbH ausführen zu lassen. Getrennt erfasst werden auch Speiseabfälle, gemischte Siedlungsabfälle oder Fette und Öle. Unklar bleibt, wie viel Speisereste von den Besuchern im „Mischabfall“ entsorgt werden, so der WWF. „Wer nicht umfassend misst, kann auch nicht zielgerecht managen und vermeiden. Bei zu erwartenden hunderttausenden Besuchern gehören auch die Abfalltonnen in den Messehallen mit in jede öffentliche Bilanz“, kritisiert Tanja Dräger de Teran vom WWF Deutschland.

 

Die Messe Berlin GmbH verweist gegenüber dem WWF darauf, dass für Aussteller der IGW auch in 2020 das Angebot besteht, überschüssige Lebensmittel an die Berliner Tafel weiterzugeben. 2019 seien so 15 Tonnen Lebensmittel zusammengekommen – das sind drei Tonnen mehr als laut Veranstalter noch in 2018. „Unklar ist, wie viele Aussteller das freiwillige Angebot überhaupt nutzen“, kritisiert Tanja Dräger de Teran. Zahlen dazu legte die Berlin Messe GmbH nicht vor.

 

Ein weiterer Kritikpunkt des WWF: Die technischen Richtlinien der Messe Berlin GmbH enthalten bislang lediglich Empfehlungen, kein Plastikgeschirr oder Plastikverpackungen bei der Abgabe von Produkten und Lebensmitteln zu nutzen und auf die Nachhaltigkeit des benutzten Materials zu achten. „Daraus müssen zügig verpflichtende Vorgaben entwickelt werden“, so Dräger de Teran.

 

Als landeseigenes Unternehmen sollte die Messe Berlin GmbH mit Unterstützung des Landes Berlin ein Nachhaltigkeitskonzept verabschieden, welches konkrete Reduktionsziele für Abfälle enthält und darüber regelmäßig Bericht erstatten. Dazu hat die Messe Berlin GmbH gegenüber dem WWF erste Schritte angekündigt – so die Überarbeitung der Kriterien für die Entsorgungsleistungen, ein Nachhaltigkeitskonzept für die Unternehmenstochter Capital Catering GmbH sowie eine Entsprechungserklärung im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Der Haken: „Leider hat die Messe Berlin GmbH keine Angaben dazu gemacht, wann den Ankündigungen die konkreten Schritte und Ergebnisse folgen“, so Dräger de Teran.

 

Über 1.800 Aussteller präsentieren sich mit 100.000 Produkten aus Deutschland und der Welt auf der Internationalen Grüne Woche 2020. Im letzten Jahr kamen 400.000 Besucher. Neben der Internationalen Grünen Woche veranstaltet die Messe Berlin GmbH auch die Internationale Tourismusbörse oder die Fruit Logistica, beide mit einem hohen Anteil an Besucherverköstigung.

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WWF Presse-Team