Prominenter Besuch auf dem Acker
Niederländische Ministerin besucht „Landwirtschaft für Artenvielfalt“-Projekt von WWF, EDEKA und Biopark
Im Vorfeld der Grünen Woche erhielt das Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ prominenten Besuch. Die niederländische Landwirtschaftsministerin Carola Schouten informierte sich auf dem Biopark-Hof von Ulfried Zinnow in Leest bei Potsdam wie Landwirtschaft zum Erhalt der Biodiversität beitragen kann. Gerade in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen ist der Artenrückgang besonders dramatisch. Bei dem Projekt setzen Bio-Bauern nach einer Beratung Artenschutz-fördernde Maßnahmen um, die speziell auf ihre Höfe und deren Bedingungen angepasst sind. Träger sind der ökologische Anbauverband Biopark, EDEKA, WWF und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung.
Carola Schouten, die selbst auf einem Hof aufwuchs, ist stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität. Sie wurde vom Landwirtschaftsausschuss des niederländischen Parlaments begleitet. Die Ministerin suchte bei ihrem Besuch den direkten Austausch, um mehr aus dem Alltag und zur praktischen Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen in der Landwirtschaft zu erfahren sowie zu Motivation und Ergebnissen. Insbesondere interessierte sie, wie die Produkte des Projekts vermarktet werden, die EDEKA Nord mit dem „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ Logo anbietet. Teilnehmenden Bauern garantiert das Unternehmen die Abnahme und zahlt einen Aufpreis für ihre Ware.
Der Zinnow-Hof betreibt biologische Rinderzucht in Mutterkuh-Haltung und züchtet Pferde. Darüber hinaus werden Roggen, Hafer, Weizen und Gerste sowie Lupinen, Erbsen und Streuobst angebaut. Er liegt im Naturschutzgebiet Wolfsbruch und ist Teil eines Vogelschutz- und Natura 2000-Gebietes. Zum Erhalt der regionalen Artenvielfalt wählte Ulfried Zinnow aus einem Maßnahmenkatalog des Projekts aus. Er verzichtet zum Beispiel darauf, Unkräuter auf Äckern zu entfernen, säht in räumlich größeren Abständen und lässt Kleegras länger stehen, um bodenbrütende Vögel zu schonen. Auch setzt er auf eine vielfältige Fruchtfolge, hat Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse aufgestellt sowie Streuobstbaumreihen neu angelegt. Bei der Grünlandbewirtschaftung mäht er später und lässt Flächen zeitweise ungenutzt, damit seltene Pflanzenarten wie Kornrade und Lungenenzian sich ausbreiten können.
Landwirtschaft prägt den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. In Deutschland und den Niederlanden wird jeweils über 50 Prozent der Fläche für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Selbst einst weit verbreitete Arten wie Feldhase, Braunkehlchen oder Fasan bekommt man in Deutschland immer seltener zu Gesicht. Viele Ackerwildkräuter Insekten und Amphibien sind auf dem Rückzug. Da es bisher kein Naturschutz-Siegel als Zusatz in den Anbaurichtlinien für den ökologischen Anbau gibt, schafft „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ hier Ersatz. Es hat zum Ziel, dass Landwirte ihre Flächen so bewirtschaften, dass sie Lebens- und Rückzugsraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten, um so dem dramatischen Rückgang der heimischen Tier- und Pflanzenwelt entgegenzuwirken.
Auf der Projekt-Website werden sämtliche durchgeführten Maßnahmen, nachgewiesene Arten und Naturschutzerfolge transparent dokumentiert. Auf ausgewählten Betrieben führen naturschutzfachliche Berater zusätzlich ein Monitoring der Bestandsentwicklung bestimmter Arten durch. So hat sich der Bruterfolg des gefährdeten Braunkehlchens auf Höfen mit entsprechenden Maßnahmen verdoppelt. Auf dieser Grundlage und mit steigender Erfahrung der Landwirte können die Auswahl und die Umsetzung der Maßnahmen stetig optimiert und die Effektivität für den Artenschutz gesteigert werden. Per Tracking-Code können die Verbraucher die Herkunft der erzeugten Produkte transparent zurückverfolgen.
Das Projekt wurde 2011 auf Initiative des ökologischen Anbauverbands Biopark ins Leben gerufen. Derzeit nehmen über 72 Betriebe teil, die vornehmlich in Nord und Nordostdeutschland liegen. In 2019 wurde das Projekt auf Baden-Württemberg ausgeweitet.