Beim „Informellen Treffen der EU-Agrarminister“ bleibt künftige Gemeinsame Agrarpolitik außen vor

Berlin/Koblenz, 31.08.2020: Seit gestern begrüßt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner ihre Amtskolleginnen und -kollegen aus der EU zum „Informellen Treffen der EU-Agrarminister“ in Koblenz. Die Schwerpunkte der Beratungen setzt sie bei Lehren aus der Corona-Pandemie und Tierwohlthemen. Dazu sagt Dr. Rolf Sommer, Fachbereichsleiter Landwirtschaft beim WWF:

„Gerade die Coronakrise zeigt, wie schnell uns der fortschreitende Raubbau an der Natur und ihren Ressourcen verheerend auf die Füße fällt. Wem es um die Widerstandfähigkeit der europäischen Landwirtschaft, sichere Ernten und stabile Lieferketten geht, der muss daher zwangsläufig über den besseren Schutz von Klima, Wasser, Boden und Luft und den Erhalt biologischer Vielfalt durch Europas Landwirte reden. Diese Chance lässt Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner verstreichen. Die Agrarministerinnen und -minister der EU kommen zusammen – und die künftige Gemeinsame Agrarpolitik steht nicht mal auf der Tagesordnung. Dabei wäre das bitter nötig, denn bei zentralen Instrumenten wie den Eco-Schemes besteht noch erheblicher Klärungsbedarf. Bleibt zu hoffen, dass sich wenigstens im umfangreichen Rahmenprogramm Gelegenheiten für informelle Überzeugungsgespräche finden lassen!“

Das Ziel der Bundesregierung, ein europaweit verbindliches Tierwohlkennzeichen einzuführen, wird grundsätzlich begrüßt. Allerdings wird der Eindruck erweckt, dass die Bundesregierung mit dieser Initiative ein Ablenkmanöver fährt. „Es ist aktuell nicht erkennbar, dass es auf EU-Ebene Mehrheiten für die Einführung eines verbindlichen Tierwohlkennzeichens gibt, was natürlich zu bedauern ist. Es ist aber auch nicht erkennbar, dass sich Bundesministerin Klöckner bemüht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um erstmal innerhalb Deutschlands ein verpflichtendes Tierwohlkennzeichen durchzusetzen“, so Rolf Sommer. Dennoch bleibe die Hoffnung, dass sich die Ministerinnen und Minister der Agrarressorts der Mitgliedstaaten in Koblenz einen wichtigen Grundstein für ein verpflichtendes Tierwohlkennzeichen setzen.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin