Intakte Gewässer, klimaresiliente Land- und Forstwirtschaft: WWF fordert ambitionierte Sofortmaßnahmen gegen Dürre

Berlin, 06.08.2020: Mit der beginnenden Hitzewelle ruft der WWF die Bundesregierung auf, sich für ein zukunftsfähiges Wassermanagement einzusetzen. Georg Rast, Wasserexperte bei WWF Deutschland sagt: „Die Klimakrise wird die jetzige Dürrekrise auf unseren Feldern und in unseren Wäldern noch verstärken. Wenn die Bundesregierung jedes Jahr Land- und Forstwirte wegen Ernteeinbußen entschädigt, ist das langfristig ungefähr so wirksam wie ein Regentanz. Statt zu warten bis unsere Wälder vertrocknet und die Landwirte pleite sind, müssen wir jetzt handeln, um zukünftige Dürreperioden zu überstehen.“

Ein erster Schritt sieht die Umweltorganisation in der konsequenten Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die Gewässer in einen guten Zustand bringen soll. Bisher sind nur acht Prozent der deutschen Oberflächengewässer in einem ökologisch guten Zustand. Mit verheerenden Folgen: Je weiter ein Fließgewässer vom ökologisch guten Zustand abweicht, desto empfindlicher reagiert es auch in Trockenperioden. Bei Niedrigwasser können so beispielsweise ganze Populationen von Fischen, Krebsen und Amphibien verschwinden. „Die Bundesregierung muss nicht nur das Verschlechterungsverbot einhalten, sondern auch massiv die Gewässerökologie verbessern. Zudem muss das Verursacherprinzip gelten: Die Kosten, die für die Sanierung und Pflege der Gewässer anfallen, müssen verstärkt durch diejenigen getragen werden, die das Wasser belasten.

Die Landwirtschaft muss sich auf regelmäßige Ernteverluste durch Hitzeereignisse einstellen. Sie hat aber auch jetzt die Chance, sich für die Zukunft klimaresilienter aufzustellen. Laut WWF muss die Landbewirtschaftung so erfolgen, dass das natürliche Wasserspeichervermögen und das Versickerungspotenzial der Böden wiederhergestellt werden. Dazu eignen sich beispielsweise eine permanente Bodenbedeckung, Untersaaten und breite Fruchtfolgen. „Damit Landwirte ihre Bewirtschaftungsweise den kommenden Dürreperioden anpassen können, brauchen wir aber auch eine grundlegende Umgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Die Milliardenhilfen für die Landwirte müssen unmittelbar an wirksame Leistungen der Landwirte für den Arten-, Umwelt- und Klimaschutz gebunden sein. Dazu gehört es zwingend, die Fördermittel gezielt in Maßnahmen zu investieren, die die dem Grundwasser- und Bodenschutz und so dem Schutz der Produktionsgrundlagen einer nachhaltigeren und dürreresistente Landwirtschaft zu Gute kommen“, so Rast. 

Auch der deutsche Wald leidet unter Trockenstress. Die trockenen und heißen letzten Jahre haben ihm zugesetzt: 245.000 Hektar Wald sind geschädigt, eine Fläche so groß wie das Saarland. Um den gefährlichen Trend zu stoppen, müssen öffentliche Fördermittel verstärkt auf die Wiederherstellung und Erhaltung eines intakten Wasserhaushaltes ausgerichtet werden, so der WWF. Gerade deshalb darf die von Bundesministerin Klöckner ins Spiel gebrachte 500-Millionen-Euro schwere Flächenprämie nicht nach dem Gießkannenprinzip über dem Wald ausgeschüttet werden. Vielmehr müssen diese Fördermittel gezielt und bedarfsgerecht ausgegeben werden. Damit der Wald in Deutschland resistenter gegenüber künftigen Dürreperioden wird, sollte ein wesentlicher Teil dieser Mittel in einen WaldBiodiversitätsFonds und somit in die langfristige ökologische Stärkung des Waldes einzahlen.

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin, Berlin