Nicht das Gelbe vom Ei
WWF wirbt für Griff zum Bio-Ei und drängt auf EU-weite Kennzeichnungspflicht für eihaltige Lebensmittel
Jährlich essen wir pro Kopf in Deutschland 236 Eier. Insbesondere zu Ostern hat das Ei auf dem Frühstückstisch und im Hefezopf Hochkonjunktur. Mittlerweile stammen elf Prozent der in Deutschland erzeugten Eier aus Bio-Haltung. „Das ist noch viel zu wenig“, sagt WWF-Lebensmittelexpertin Tanja Dräger de Teran. Sie verweist außerdem auf eklatante Lücken bei der Kennzeichnung von Eiprodukten im deutschen Handel. Denn die EU-weite 0,1,2,3-Kennzeichnung gilt nur für Frischeier, nicht aber für Eier in Nudeln, Kuchen, Puddings, Suppen und anderen Lebensmitteln. „Menschen kaufen so unwissentlich weiter Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung“, warnt Dräger de Teran. Der WWF fordert daher, dass sich Deutschland stärker für eine zeitnahe EU-weite Kennzeichnungspflicht auf eihaltigen Lebensmitteln einsetzt. Wer sichergehen will, soll neben Eiern auch eihaltige Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung kaufen. Sie dürfen nur Bio-Eier enthalten.
In allen EU-Ländern müssen frische Eier seit 2004 gekennzeichnet werden: 0 steht für Ökobetriebe, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung. Daneben gibt es ein Länderkürzel als Herkunftsnachweis. Werden Eier weiterverarbeitet, entfallen diese Informationen. „Diese Lücke ist so alt wie die Kennzeichnungspflicht. Deutschland muss seine Bemühungen innerhalb der EU intensivieren und diesem Blindflug am Einkaufsregal ein Ende setzen “, so Dräger de Teran vom WWF. Allein in der Europäischen Union stammen laut Zahlen der EU-Kommission 50 Prozent der Eier noch aus Käfighaltung.
„Im ökologischen Landbau haben Hennen deutlich mehr Platz als im herkömmlichen Bereich, sie bekommen Auslauf an der frischen Luft. Außerdem wird beim Futter auf Gentechnik, auf aus Übersee importiertes Soja und chemisch-synthetische Dünger und Pestizide verzichtet“, wirbt Tanja Dräger de Teran für den Griff zum Bio-Ei, wenn man auf Eier nicht verzichten möchte.
Die WWF-Ernährungsexpertin rät, beim Einkauf auf Zusatzinformationen zu achten: Gehört der Produzent einem ökologischen Anbau-Verband an, befolgt er strengere Auflagen bei der Haltung und Fütterung von Legehennen, als es die EU-Ökoverordnung vorgibt. Viele Ei-Erzeuger setzen zudem auf mobile Ställe. Die Ställe werden auf eine Wiese mit Büschen, Bäumen, Unterständen oder anderen Schutz bietenden Strukturen gebracht und dort regelmäßig versetzt. Sie bieten den Hennen Auslauf und Abwechslung.
Manche Betriebe haben Bruderhahnprogramme gestartet, um männlichen Küken das Überleben zu sichern. In der Regel werden sie sonst aussortiert und geschreddert, weil sich die Aufzucht wirtschaftlich nicht rechnet.