Tidepolder an der Weser: Ein Beispiel für die Ems?

Tidepolder auf der Luneplate © Vera Konermann
Tidepolder auf der Luneplate © Vera Konermann

Was kann man an der Ems von der Weser lernen?  Eine Delegation aus unterschiedlichsten Interessenvertreter*innen informiert sich heute an der Weser über den dort bestehenden Tidepolder auf der Luneplate. Die Umweltverbände WWF, NABU und BUND haben Vertreter*innen aus Landwirtschaft und Fischerei, der Gemeinde Westoverledingen, der Stadt Weener, sowie der Bürgerinitiative „Rettet die Ems“ zum Ortsbesuch eingeladen. Auch Vertreter des Landesamtes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, des Masterplan Ems 2050, des niederländischen Ems-Dollart Programms 2050, des Wasser- und Schifffahrtsamtes Emden sowie des Angelsportverbands Leer nehmen an der Exkursion teil.Eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung schließt das Programm ab.

 

Emsanwohner und andere Interessenvertreter betrachten die Planung von Tidepoldern an der Ems zur Zeit oft kritisch. „Wir wollen Interessierten und Kritikern an einem realen Bespiel zeigen, welche Leistungen solche Renaturierungsprojekte für Natur und Mensch bringen“, erläutert Vera Konermann vom BUND.


„Für den Naturhaushalt einer stark genutzten Flussmündung sind neu geschaffene Lebensräume unter Einfluss der Tide unersetzlich. Sie beflügeln die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt“, so Beatrice Claus vom WWF. „Der Tidepolder an der Luneplate beheimatet inzwischen viele bedrohte Vögel wie Säbelschnäbler, Quickente, Löffler, Silberreiher oder Uferschnepfe und wertvolle Brackwasserarten wie Laugenblume und Strandaster“.

 

Solche wertvollen Lebensräume sollen ebenfalls durch den Masterplan Ems 2050 an der Ems entstehen und die Ems wieder zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen machen. Bis 2050 sollen auf 530 Hektar entlang der Ems durch Tidepolder der Entwicklung ästuartypischer Bereiche wieder mehr Raum gegeben werden.

 

„Gerade in einer stark geschädigten Flussmündung wie der Ems bekommen neu geschaffene tidebeeinflusste Lebensräume in den Seitenbereichen eine Schlüsselrolle für den Erhalt der emstypischen Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig übernehmen sie eine Filterfunktion, in dem sie Nährstoffe zurückhalten, schützen das Klima durch die Bindung von Kohlenstoff und haben einen positiven Effekt auf die Lebensqualität und das Landschaftsbild“, so Elke Meier vom NABU.

Die Exkursion findet im Rahmen des Projektes „Zukunftsperspektive Tideems“ statt, einem Umweltbildungs- und Kommunikationsprojekt der drei Umweltverbände, das im März 2017 begonnen hat. Es ist die dritte Veranstaltung mit verschiedenen Interessenvertreter*innen zu Renaturierungsmaßnahmen an der Ems. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung (NBU) gefördert.

 

Hintergrund

Der 2015 vom Land Niedersachen, dem Bund, den Landkreisen Leer und Emsland, der Stadt Emden, der Meyerwerft und den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF unterschriebene Masterplan Ems 2050 soll den Werftstandort in Papenburg sichern und gleichzeitig die Ems wieder sanieren und zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen machen.
Der Tidepolder an der Luneplate ist eine Kompensationsmaßnahme für Umweltschäden durch verschiedene Infrastrukturprojekte im Bereich der Wesermündung. Von ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen in einer Größe von 240 Hektar hinterm Deich wurden 560.000 Kubikmeter Boden abgetragen, um tidebeeinflusste Bereiche zu schaffen. Die Deichlinie wurde geöffnet und seit 2012 beeinflussen Ebbe und Flut täglich diese Flächen. Ein Sperrwerk im Deich schützt das Hinterland weiterhin vor Sturmfluten.

Kontakt

WWF Presse-Team