Starthilfe dringend benötigt
Bauernproteste: Bundesregierung muss verlässliche Finanzierung für nachhaltigere Landwirtschaft schaffen
Angesichts der Proteste von Landwirtinnen und Landwirten gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung fordert der WWF Deutschland mehr Unterstützung der Bauernschaft auf dem Weg zu einer klima- und umweltverträglichen Landwirtschaft in Deutschland. „Der Start in eine nachhaltigere Landwirtschaft in Deutschland wurde jahrelang verschoben. Jetzt muss es schnell gehen, denn der Schutz der Natur und des Klimas sowie die nachhaltige Nutzung von Boden und Wasser sind Grundpfeiler einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. In diese Landwirtschaft muss die Bundesregierung konsequent investieren und dafür einen verlässlichen, wirtschaftlich machbaren Rahmen setzen“, so Diana Pretzell vom WWF.
Viele Landwirtinnen und Landwirte wollen stärker zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Aber sie fühlen sich mit der aktuellen Situation allein gelassen und werden nicht entsprechend gezielt finanziell unterstützt, so der WWF. Für die Neuordnung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) fordert der WWF daher, dass der Klima- und Biodiversitätseinsatz der Landwirte schwerpunktmäßig gefördert wird. Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen „Eco-Schemes“ müssten in Deutschland so gestaltet und eingesetzt werden, dass sie beim Weg in eine nachhaltigere europäische Landwirtschaft maximale Planungssicherheit und finanzielle Unterstützung bieten. „Diese Fördergelder gehören beispielsweise in die Kassen von Landwirtinnen und Landwirten, die auf breite Fruchtfolgen mit Futterleguminosen wechseln und den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln deutlich zurückfahren“, so Diana Pretzell vom WWF.
Die Naturschutzorganisation bemängelt in diesem Zusammenhang, dass die Bundesregierung aktuell nur sechs Prozent der pauschalen Flächenzahlungen aus den EU-Agrarzahlungen umschichten will in die zweite Säule, um damit umweltfreundliche Maßnahmen auf dem Acker und im Stall zu honorieren. Möglich wären bis zu 15 Prozent. „Hier fließt weiter Geld überproportional in die Kassen großer Agrarindustrien, ohne dass dafür irgendeine konkrete Gegenleistung erfolgt“, kritisiert Diana Pretzell vom WWF. „Wir brauchen aber einen gerechten und nachhaltigen Neustart für die gesamte Branche!“
Ungerecht ist aus Sicht des WWF auch, dass bei den jüngst nachgereichten Maßnahmen zur Düngeverordnung weiter auf das Verursacherprinzip verzichtet wird. „Eine für alle Bäuerinnen und Bauern verpflichtende Hoftorbilanz brächte Gerechtigkeit: Wer überzieht, der zahlt. Stattdessen werden jetzt alle Landwirtinnen und Landwirte pauschal bestraft und belastet“, kritisiert Diana Pretzell vom WWF.
Niedrige Preise und die Konkurrenz auf dem Weltmarkt sowie eine auf Fläche und nicht auf Klima- und Biodiversitätsschutz ausgerichtete Förderpolitik der EU zwingen aus Sicht des WWF viele Landwirte, ihre Betriebe auszubauen und immer mehr zu produzieren. „Besonders in den Regionen mit hohem Viehbesatz müssen Betriebe finanziell dabei unterstützt werden, diesen fatalen Teufelskreis zu durchbrechen“, so Diana Pretzell. „Nachhaltigere Landwirtschaft gibt es nicht zum Nulltarif und Landwirte verdienen dabei angemessene Preise und bestmögliche staatliche Förderung.“