Bayerns Flüsse unter Druck

Bayerns Wirtschaftsminister will Wasserkraft ausbauen. / WWF: Steuergelder und Gewinne zulasten der Umwelt

(c) Sigrun Lange WWF

Deutschlandweit sind lediglich sieben Prozent der Flüsse in einem guten ökologischen Zustand. Für Bayern trifft dies auf 14 Prozent der Flüsse zu. Dennoch will der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Stromerzeugung aus Wasserkraftnutzung weiter ausbauen und damit die dringend notwendige Renaturierung bayerischer Flüsse behindern – so die Warnung der Naturschutzorganisation WWF Deutschland.

 

„Dies ist ein schlechtes Signal der Politik für den Gewässerschutz“, so Wolfgang Hug, Leiter des WWF-Büros in Weilheim. „Fast alle der rund 4.200 Wasserkraftwerke in Bayern sind kleine Anlagen mit einer Leistung von weniger als ein Megawatt. Sie produzieren lediglich 1,5 Prozent des bayerischen Stroms, blockieren unsere Flüsse aber jetzt schon an über 4000 Standorten. Statt eines Neubaus von Kraftwerken müssen wir endlich den Rückbau von Barrieren in unseren Flüssen forcieren und mehr freie Fließstrecken schaffen.“

 

Der Schutz lebendiger Flüsse als Schatzkammer der Artenvielfalt sei bisher sträflich vernachlässigt worden, so Hug. Sollen bis 2027 alle Flüsse in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden, wie es die europäische Wasserrahmenrichtlinie vorschreibt, müsse die Gewässerrenaturierung massiv vorangebracht werden. Dennoch soll die Stromerzeugung aus Wasserkraft nun laut „Bayerischem Aktionsprogramm Energie“ bis 2022 um rund eine Terawattstunde gesteigert werden.

 

Laut einer Studie der Kraftwerksbetreiber E.ON und BEW aus dem Jahr 2009 ist ein Ausbau der Großwasserkraft in Bayern aber nicht mehr möglich. Und durch die Modernisierung und Nachrüstung bestehender Anlagen könnten lediglich etwa zwei Drittel des Ausbauziels erreicht werden.  „Die Bayerische Staatsregierung will also offenbar durch eine gezielte Förderung viele neue Kleinwasserkraftwerke etablieren. Das Ergebnis: Private Betreiber erzielen subventioniert mit öffentlichen Geldern Gewinne, zu Lasten unserer Flüsse“, warnt Hug.

 

Der WWF erteilt dem Ausbau der Kleinwasserkraft in Bayern daher eine klare Absage. Die letzten freien Fließstrecken dürfen in keiner Form berührt werden. Wo möglich muss der Rückbau bestehender Querbauwerke immer Vorrang haben vor der Etablierung einer energetischen Nutzung. Statt weiter private Kleinwasserkraftbetreiber zu subventionieren, soll vielmehr der Rückbau obsoleter Anlagen staatlich gefördert werden.

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