Alarmierende Öko-Inventur
WWF zum IPBES-Bericht: Zügig Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen
Die siebte Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrats (englisch: Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services/IPBES) endete in Paris mit der Verabschiedung der IPBES-Studie zum ökologischen Zustand der Erde. Der globale Zustandsbericht des IPBES wird am 6. Mai in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt. Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland, bezeichnet den Bericht als „alarmierende Öko-Inventur der Erde, die alle Menschen, insbesondere in Politik und in Unternehmen, zum beherzten Handeln verpflichtet“.
„Der IPBES-Bericht zeigt, dass der Raubbau an der Natur immer schneller voranschreitet. Wir müssen schleunigst die Reißleine ziehen“, ordnet Brandes vom WWF die Ergebnisse ein. „Das Paradigma vom ewigen und alternativlosen weltweiten Wirtschaftswachstum ohne Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit der Natur führt in die ökologische Sackgasse und raubt Gesellschaften und Wirtschaft jedwede Zukunftschance. Wir müssen deshalb schleunigst beginnen, in den natürlichen Grenzen der Erde zu wirtschaften. Dazu gehört, dass wir zügig unsere Finanz- und Wirtschaftssysteme auf Nachhaltigkeit umstellen.“
150 Wissenschaftler aus 50 Ländern haben auf mehr als 1000 Seiten die aktuellen Ergebnisse zusammengetragen. So sind durch Eingriffe des Menschen zum Beispiel inzwischen mehr als 25 Prozent der untersuchten Tier-und Pflanzengruppen bedroht – mehr als je zuvor. Innerhalb weniger Jahrzehnte könnten etwa eine Million Arten verschwinden. Als Treiber des rapiden negativen Wandels in der Natur identifiziert der IPBES-Bericht für die letzten 50 Jahre das massive Eingreifen des Menschen in die globalen Ökosysteme, vor allem durch Intensivierung der Landwirtschaft, Abholzung der Wälder und Ressourcenabbau.
Die Wissenschaftler bestätigen außerdem, dass die anhaltende Erderhitzung die Probleme in den Ökosystemen weiter verschärft, insbesondere in den Savannen, die trockener werden, in den Korallenriffen, die ausbleichen, und in den Polregionen, die wärmer werden.
Der IPBES verdeutlicht: Alle wissenschaftlichen Vorhersagen und Szenarien bis 2050 geben keine komplette Entwarnung, am verheerendsten für die Natur und die biologische Vielfalt der Erde wäre aber ein „business as usual“ mit anhaltendem Wirtschaftswachstum.
Der WWF unterstützt daher die Vorschläge des IPBES-Berichts nach einem radikalen Wandel des menschlichen Wirtschaftens und Konsumverhaltens, der Nahrungsmittelproduktion und des weltweiten Handels. „Deutschland als erfolgreiche Industrienation muss sich endlich an die Spitze einer weltweiten Bewegung für eine zukunftsfähige Wirtschaft stellen“, so Eberhard Brandes vom WWF. „In 2030 müssen wir wieder mehr statt weniger Natur haben.“