Dem Wasser steht das Wasser bis zum Hals
EU-Bericht: Mitgliedsstaaten nehmen Wasserschutz nicht ernst. / WWF: Mehr Anstrengungen statt weniger Schutz
Nur 40 Prozent der Flüsse, Seen und Feuchtgebiete in der EU sind in einem guten ökologischen Zustand. Das geht aus einem am Dienstag in Brüssel vorgelegten Bericht der EU-Kommission hervor. Demnach strengen sich die Mitgliedsländer zu wenig an, um ihre Wasservorkommen zu schützen und die Ökosysteme wieder „gesunden“ zu lassen. Das Ziel, bis 2027 flächendeckend einen ökologisch guten Zustand zu erreichen, wird damit nach Einschätzung der Naturschutzorganisation WWF Deutschland immer schwerer zu halten sein.
„Um die schlechten Ergebnisse nachträglich zu legitimieren, drängen viele Mitgliedstaaten, die Richtlinie zum Schutz des europäischen Wassers aufzuweichen. Das ist in etwa so, wie wenn ein Arzt nach einer misslungen Behandlung die Definition von Krankheit ändert, um den Patienten gesund zu machen“, kritisiert Beatrice Claus, WWF-Referentin für Gewässerschutz. „Der EU-Report zeigt, Europas Wasser geht es schlecht. Die Mitgliedstaaten untergraben die von ihnen selbst beschlossenen, bindenden Verpflichtungen und gefährden damit die Verfügbarkeit einer lebenswichtigen Ressource für Natur und Mensch.“
Alle EU-Staaten sind nach der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu Maßnahmen verpflichtet, damit die Gewässer bis zum Jahr 2027 (wieder) einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreichen. Der fünfte Bericht der EU-Kommission über deren Umsetzung basiert auf den Managementplänen für den Zeitraum 2015-2021. Im EU-weiten Durchschnitt werden 13 Prozent der Oberflächengewässer als „erheblich verändert“ eingestuft. In Deutschland sind es allerdings mehr als 30 Prozent. Weiterhin gehört die Bundesrepublik zu den acht Mitgliedstaaten, bei denen die Probleme mit Nährstoff- und Pestizideinträgen aus der Landwirtschaft in die Gewässer am größten sind.
Derweil haben hundert europäische Umwelt- und Naturschutzverbände eine gemeinsame Kampagne gestartet, um eine Aufweichung der Richtlinie zum Wasserschutz zu verhindern. Mehr als 333.000 Menschen haben sich europaweit bereits an #ProtectWater beteiligt.