Schon wieder ein großer Holzskandal
WWF fordert schärfere Kontrollen und harte Sanktionen gegen illegalen Holzhandel
Wien, Berlin: Laut aktuellen Enthüllungen der Recherche-Plattform „Addendum“ sollen mehrere österreichische und ein deutscher Parketthersteller in den internationalen Holz-Raubbau in der Ukraine verwickelt sein. Die Vorwürfe richten sich gegen Weitzer Parkett, Scheucher Parkett, Admonter und Parador. Der „Adendum“-Report analysiert das hochgradig korrupte ukrainische Forstsystem, aus dem die betroffenen Unternehmen wertvolles Eichenholz beziehen, obwohl gegenüber Kunden mit „regionalem und nachhaltigem Holz“ geworben werde. Über einen Zeitraum von 18 Monaten landeten laut Bericht 436 LKW-Lieferungen aus der Ukraine im Wert von 36 Millionen Euro bei den vier erwähnten Parkettherstellern.
„In Osteuropa leiden ganze Wälder und Ökosysteme unter illegalen Rodungen. Profiteure sind auch große österreichische Unternehmen. Für Klima- und Artenschutz sind diese Wälder extrem wichtig. Dennoch sind Politik und Behörden seit Jahren säumig“, kritisiert Hanna Simons von der Naturschutzorganisation WWF Österreich und fordert Konsequenzen. „Das Umweltministerium und seine zuständigen Behörden müssen sowohl Kontrollen als auch Sanktionen deutlich verschärfen, um den illegalen Holzhandel zu stoppen. Gemessen am Risiko reichen Schmalspur-Prüfungen und Placebo-Strafen in keinster Weise aus. Es geht hier um den Schutz der letzten europäischen Urwälder.“
„Die EU-Holzhandelsverordnung bleibt wirkungsarm, solange staatliche Prüforgane ihrer Kontrollaufgabe nicht ausreichend nachkommen, Strafen nicht abschrecken und Unternehmen deshalb das Gesetz gar nicht erst ernst nehmen“, reagiert WWF-Experte Johannes Zahnen auf den „Addendum“-Report.
„Die organisierte Kriminalität hat sich im Bereich der Umweltkriminalität breit gemacht. Dagegen reichen bloße Verwarnungen und viel zu niedrige Geldbußen nicht aus, falls es aufgrund der geringen Prüfdichte überhaupt dazu kommt“, sagt WWF-Experte Zahnen. Der WWF fordert daher endlich eine effektive Implementierung der seit sechs Jahren geltenden EU-Holzhandelsverordnung. Dazu gehören harte Kontrollen und abschreckende Strafen so wie es das Gesetz verlangt und wie es beispielsweise in den USA gelebt wird. Die EU importiert aus der Ukraine offensichtlich immer noch viel Holz, das mit Korruption und illegalen Holzschlägerungen verbunden ist.
Europäisches Recht wird schlampig und lückenhaft implementiert
Die EU-Holzhandelsverordnung (European Timber Regulation, EUTR) soll illegales Holz von der Europäischen Union fernhalten und Holz aus nachhaltigen Quellen stärken. Die Verordnung verbietet das Inverkehrbringen von Holz und Holzprodukten aus illegalem Einschlag und verpflichtet Importeure zu einer Sorgfaltspflichtregelung. Aus Sicht des WWF besteht allerdings eine tiefe Kluft zwischen Zielen und Realität. Einerseits agieren die nationalen Behörden viel zu lax. Andererseits besteht eine große Lücke darin, dass nur der „Erstinverkehrbringer“ von Holz die Legalität sicherstellen muss. Somit fällt es betroffenen Unternehmen immer wieder leicht, ihre Schuld auf Lieferanten abzuwälzen.