Freie Fahrt für Holzmafia
WWF-Bericht: Wie Deutschland und Europa beim Kampf gegen den illegalen Holzhandel scheitern
Berlin: Die Europäische Union versagt beim Kampf gegen den milliardenschweren illegalen Holzhandel, weil die Mitgliedsländer kaum kontrollieren und viel zu laxe Sanktionen verhängen. Das zeigt ein aktueller WWF-Bericht zur Umsetzung der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) in 16 EU-Ländern. „Bis zu 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes stammt aus illegalen Quellen. Dieser Raubbau zerstört nicht nur die Wälder, sondern verschärft auch die Klimakrise und den Niedergang der Artenvielfalt. Dabei hat die Politik mit der Europäischen Holzhandelsverordnung ein Mittel zur Verfügung, mit der sie den illegalen Holzhandel effektiv zurückdrängen könnte. Doch es geschieht kaum etwas“, sagt Johannes Zahnen, Referent für Forstpolitik beim WWF Deutschland.
Auch Deutschland, einer der wichtigsten europäischen Holzhandelsstandorte, schneidet in der Untersuchung schlecht ab. Für die Umsetzung der EUTR ist hierzulande die Behörde für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zuständig. Doch anstatt die Einhaltung der Gesetze zu forcieren, agiert die im Landwirtschaftsministerium von Julia Klöckner angesiedelte BLE eher wie ein selbsternannter Komplize der Holzhandelsunternehmen, so der WWF. Nur etwa ein Prozent aller Holzfirmen werden in Deutschland jährlich kontrolliert und Verstöße würden – wenn überhaupt – nur mit Strafen von ein paar hundert Euro geahndet. Das stehe meist in keiner Relation zum Wert des gehandelten Holzes. Hohe Gewinnspannen und ein kaum vorhandenes Risiko bestimmten den illegalen Holzhandel, auch dank des zögerlichen Vorgehens deutscher Politik und Verwaltung, kritisieren die Umweltschützer.
„Immer wieder decken Recherchen des WWF und anderer Umweltorganisationen auf, dass illegales Holz auf den Markt kommt, weil Politik und Behörden ihrer Verantwortung nicht nachkommen“, kritisiert Johannes Zahnen. „Anzeigen und Hinweisen wird dann entweder gar nicht oder völlig unzureichend nachgegangen. Die BLE geht auf Tauchstation, anstatt der Holzmafia den Kampf anzusagen.“ Für die Renovierung des Schulschiffs „Gorch Fock“ der Bundeswehr sei so zum Beispiel Teak aus dem Hochrisikoland Myanmar importiert worden, das weder der Bundesbeschaffungsrichtlinie noch den Anforderungen der EUTR entsprach. Ein Bericht der BLE legt nahe, dass der Händler sogar über Jahre gegen die Holzhandelsverordnung verstoßen hat. Trotzdem beließ es die Behörde bei einer Verwarnung.
Der WWF fordert die Bundesregierung zur effektiven Durchsetzung des geltenden EU-Rechts auf. „Das Landwirtschaftsministerium und die BLE müssen die Bekämpfung des illegalen Holzhandels endlich ernst nehmen. Es kann nicht sein, dass Politik und Verwaltung in Deutschland den Raubbau an den Wäldern der Welt achselzuckend hinnehmen. Die bisherigen Schmalspur-Prüfungen und Placebo-Strafen reichen in keinster Weise aus. Zusätzlich muss auch die EU-Kommission deutlich aktiver gegen Länder vorgehen, wenn sie ihren eigenen ‚Green Deal‘ ernst nimmt“, fordert Johannes Zahnen.
Über die EU-Holzhandelsverordnung
Die EU-Holzhandelsverordnung (European Timber Regulation, EUTR) soll illegales Holz von der Europäischen Union fernhalten und Holz aus nachhaltigen Quellen stärken. Wer Holz oder Holzprodukte in die EU einführt (als sog. Erstinverkehrbringer), hat dafür Sorge zu tragen, dass es sich um legale Waren handelt. Um ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen müssen die betroffenen Unternehmen unter anderem wissen, aus welchen Holzarten sich die Produkte zusammensetzen und wo diese herstammen. Eine bloße Zusicherung der Handelspartner, wonach alles in Ordnung sei, reicht nicht aus.