Chance verspielt

„Landwirtschaftsgipfel“ im Kanzleramt verpasst Chance zum gesamtgesellschaftlichen Dialog

Farmer navigating drone above farmland
(c) Budimir Jevtic Getty Images-Plus

Anlässlich des heutigen Treffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit deutschen Landwirtschaftsverbänden begrüßt der WWF Deutschland, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel der Zukunft der deutschen Landwirtschaft endlich die nötige „Flughöhe“ zuweist, wünscht sich dazu aber einen stärker gesamtgesellschaftlich gestalteten Dialog. Dazu Diana Pretzell vom WWF:

 

„Wer zukunftsfähige Lösungen zum Wohle der Landwirte und der Natur will, muss dafür alle gesellschaftlichen Partner zum Dialog an den Tisch holen. Diese Chance wurde verpasst. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Fortbestand einer Landwirtschaft in Deutschland zu sichern, von der die Landwirte leben können und die gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schützt. Immer mehr wissenschaftliche Studien belegen, wie gravierend und existenzbedrohend die Folgen einer umwelt- und naturschädlichen Landnutzung sind. Das trifft die gesamte Gesellschaft und gehört in einem Landwirtschaftsdialog mit auf den Tisch.

 

Bereits Mitte Dezember hat die deutsche Bundesregierung die Möglichkeit, sich beim Europäischen Rat über den Mehrjährigen Finanzrahmen der EU dafür einzusetzen, dass die EU-Agrarsubventionen künftig gezielt für den zukunftsfähigen Umbau der Landwirtschaft eingesetzt werden. Landwirte, die mehr für unsere Umwelt tun, weniger Pflanzenschutz und Düngemittel einsetzen und naturnahe Flächen schaffen, verdienen mehr Unterstützung. Dazu müssen Bund und Länder zukünftig nicht nur auf Entscheidungen aus Brüssel reagieren, sondern aktiv die GAP mit ihren Eco-Schemes für Biodiversität und Klimaschutz ausgestalten.

 

In den letzten 30 Jahren hat etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aufgegeben – bei etwa 70 Prozent ist die Hofnachfolge ungeklärt. Die bisherige deutsche und europäische Landwirtschaftspolitik hat diesen Trend nicht gestoppt. Noch erhalten die Landwirte den Großteil der Zahlungen aus Brüssel für die Fläche, die sie bewirtschaften und nicht für die gesellschaftlichen Leistungen, die sie erbringen. So profitieren lediglich Bauern, die viel Fläche besitzen. Nur etwa zwei Prozent der Betriebe bekommen 32 Prozent der Agrarzahlungen. Ein Umdenken ist bei allen Beteiligten dringend notwendig, denn Umweltschutz und Landwirtschaft sind kein Widerspruch, sondern funktionieren nur miteinander.

Es gibt viele Landwirte, die mit innovativen Ideen nach vorne gehen. Es ist an der Zeit, dass die Politik diese Ideen aufgreift und die Landwirtschaft nach vorne bringt.“

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