Schuppenschmuggel durch Deutschland
Studie zeigt Deutschlands Rolle im illegalen Schuppentierhandel
Berlin: Schuppentiere gelten als die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Eine aktuelle Untersuchung des WWF Deutschland, die in der Zeitschrift Global Ecology and Conservation veröffentlicht wurde, beleuchtet nun die Rolle Deutschlands im internationalen Handel mit den auch Pangolin genannten Tieren. Die Bundesrepublik fungiert demnach als Transitland vor allem zwischen Westafrika und China bzw. Hongkong. Von 2010 bis 2018 wurden in Deutschland insgesamt 39 Mal Schuppentierschuppen oder andere Pangolin-Produkte beschlagnahmt. Das entspricht etwa 737 toten Tieren. „Bei über 90 Prozent der Fälle findet der Schmuggel auf dem Postweg statt. Gleichzeitig wissen wir, dass der Online-Handel mit illegalen Wildtierprodukten wächst. Auch wenn die Kontrolle schwierig ist, im Postbereich müssen die Behörden wachsamer werden“, fordert Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland und Mitautor der Studie.
Die Studie von der University of Adelaide in Australien, Monitor Conservation Research Society und WWF Deutschland zeigt, dass in 97 Prozent der aufgegriffenen Fälle die Schuppen der Tiere von Afrika nach China und Hongkong geschickt werden sollten. In lediglich vier Fällen war Deutschland das Ziel der Sendungen, wobei es sich hierbei drei Mal um aus China importierte Medizinprodukte und einmal um aus Togo eingeführtes Buschfleisch handelte.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird den Schuppen unter anderem eine abschwellende Wirkung zugeschrieben. Wissenschaftliche Belege existieren dafür jedoch keine. Des Weiteren gilt in China und Vietnam das Fleisch der Pangoline als Delikatesse. „Die Gefahr besteht, dass die Schuppentiere verschwinden, bevor die meisten Menschen überhaupt von ihnen gehört haben. Die Nachfrage und die dadurch angetriebene Wilderei ist dermaßen hoch, dass alle acht Pangolin-Arten mittlerweile bedroht sind. Seit 2017 ist der kommerzielle internationale Handel vollständig verboten. Doch Verbote nützen nur dann etwas, wenn sie auch durchgesetzt werden können“, so Köhncke.
Trotz des Handelsverbots beschlagnahmen die Behörden in Afrika und Asien weiterhin tonnenweise Schuppen und tausende ganzer Pangoline. Seit 2000 wurden mehr als eine Millionen Schuppentiere getötet und illegal gehandelt. „Wir gehen davon aus, dass nur ein geringer Anteil des Schmuggels überhaupt aufgedeckt wird. Die Beschlagnahmungen sind enorm wichtig, aber bringen wenig, wenn im Anschluss daran keine Ermittlungen und Festnahmen stattfinden. Es braucht in vielen Ländern Asiens und Afrikas schärfere Kontrollen und eine strikte Umsetzung der Gesetze, um den Druck auf Wilderer und Schmuggler zu erhöhen und gleichzeitig die Absatzmärkte auszutrocknen“, unterstreicht Köhncke.