Chance für Europas Landwirtschaft
WWF: Potenzial für Umwelt und Landwirte in erster und zweiter Säule ausschöpfen statt eindämmen
Ab Montag treffen sich in Luxemburg die EU-Minister für Agrar und Fischerei. Auf der Tagesordnung stehen Gespräche zur künftigen Gestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Union (GAP) für den Zeitraum 2021 bis 2027. Konkret geht es darum, wie Umweltauflagen an die Auszahlung von Fördergeldern geknüpft werden sollen. Dr. Rolf Sommer, Leiter des Bereichs Landwirtschaft und Landnutzung beim WWF Deutschland, sieht die derzeitige Reform als „Chance für Europas Landwirtschaft“:
„Der Schutz der Natur und des Klimas und die nachhaltige Nutzung von Boden und Wasser sind die Basis für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Die europäische Agrarpolitik braucht Lösungen, die das Wohl von Umwelt und Landwirten verbinden. Betriebe, die wenig zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen, sollten in Zukunft weniger Unterstützung bekommen. Landwirte, die hingegen die Umwelt und unsere Kulturlandschaft schützen, müssen dafür endlich gerecht entlohnt werden. Dazu müssen die Potenziale in der ersten und zweiten Säule der GAP optimal ausgeschöpft werden.
Mindestens 30 Prozent des Budgets der ersten Säule sollten ausschließlich Landwirten zugutekommen, deren betriebliche Praxis nachweislich die Artenvielfalt fördert sowie Wasser, Boden und Klima schützt. Die Ministerinnen und Minister dürfen es nicht zulassen, dass diese Zweckgebundenheit bei den sogenannten „Eco-Schemes“ aufgeweicht wird. Begriffliche Taschenspielerstricks sind fehl am Platz: „Gute fachliche Praxis“ ist nicht automatisch ausreichender Umwelt- und Naturschutz, der zusätzliche Förderung verdient.
Zusätzliches Potenzial für die Förderung von Landwirten und Umwelt liegt in der zweiten Säule: Der finanzielle Anteil zur Förderung von Umweltmaßnahmen im Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) muss auf mindesten 50 Prozent angehoben werden. Das ist machbar, wenn beispielsweise Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete in Zukunft aus der ersten Säule geleistet werden.
Beim Treffen in Luxemburg trennt sich die Spreu vom Weizen: Es zeigt sich, welche Ministerinnen und Minister den Übergang zu einem nachhaltigen Lebensmittel- und Landwirtschaftssystem in Europa wollen. Planlosigkeit, Lethargie und Verantwortungslosigkeit gegen über Umwelt und Landwirten bestrafen Wählerinnen und Wähler – national wie auf europäischer Bühne – früher oder später.“