Unternehmen am Scheidepunkt
Neue Studie zeigt Chancen der klimafreundlichen Entwicklung für wichtige deutsche Industrien
Ohne Einbeziehung klima- und energiepolitischer Ziele in ihrer strategischen Ausrichtung könnten wichtige deutsche Industriesparten immens an Vermögenswerten verlieren. Stellen sie sich jedoch auf die künftigen Entwicklungen ein, ergeben sich zum Teil große Chancen. Klimaverträglichkeit wird so zu einem zentralen Erfolgskriterium. Das geht aus einer neuen Studie des WWF Deutschlands und der Stiftung 2° hervor. Dort wurde anhand der Automobilproduktion und wesentlicher Produkte der Kunststoffindustrie analysiert, wie sich ein „unter zwei Grad Klimapfad“ auf wirtschaftliche Chancen und Risiken auswirken kann.
„Wie gut eine Branche oder ein Unternehmen die eigenen Vermögenswerte und Erfolgsfähigkeit in Zukunft bewahren oder sogar stärken kann, hängt auch von der Anpassungsfähigkeit an eine klimafreundliche Entwicklung ab“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland. Nur: „Derzeit sehen wir leider nicht, dass Unternehmen derartige Rahmenbedingungen ausreichend berücksichtigen. Dabei wäre genau diese Übersetzung etwa in Investitions- und Produktionspläne und ein entsprechendes Reporting nötig, damit sie weiterhin erfolgreich wirtschaften können, in einer Welt, die sich klimafreundlich aufstellt.“
Als Grundlage der beispielhaften Analyse diente das Klimaschutzszenario 95 des Umweltbundesamts für das Bundesumweltministerium, das eine von mehreren möglichen Entwicklungen darstellt. Würde etwa der Automobilsektor seine Strategie nicht entsprechend anpassen, hätte das negative Folgen in Volumen wie Umsatz in Deutschland, da gemäß des Szenarios 2030 schon die Hälfte der Produktion auf alternative Antriebe umgestellt sein sollte. Bei Raffinerien wären 2050 über 80 Prozent der heutigen Anlagekapazitäten bedroht. Bei Kunststoffwaren aus PE, PP und PVC dagegen könnten die Unternehmen unter dem Klimaschutzszenario mit bis zu 35 Prozent Wachstum rechnen – dafür müssten sie die Anlagekapazitäten entsprechend entwickeln.
„Die Analyse zeigt vor allem eins: wie wichtig es ist, dass sich Unternehmen und ganze Branchen schon heute an den maßgeblichen Zukunftsszenarien ausrichten. Nur so können sie ihre wirtschaftlichen Risiken abschätzen und – das ist essentiell - Chancen der klimafreundlichen Entwicklung etwa mit neuen Produkten nutzen“, sagt Susan Weide, Referentin Unternehmerischer Klimaschutz bei der Stiftung 2°. Die vorliegende Analyse kann dabei insbesondere hinsichtlich der Struktur und Nachvollziehbarkeit als Blaupause für andere Branchen und Unternehmen dienen.
Die Studie „Der Weg in die <2°-Wirtschaft: Analysewege – Einschätzungen – wirtschaftliche Implikationen am Beispiel wesentlicher Wirtschaftszweige für Deutschland: Automobilherstellung und ausgewählte Kunststoffwaren“ ist im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Verbundprojekts "Weg in die <2 Grad Wirtschaft“ vom WWF Deutschland und der Stiftung 2° entstanden.
Über das Projekt „Weg in die <2°-Wirtschaft“
Das Verbundprojekt Weg in die <2°-Wirtschaft zeigt: Die Dekarbonisierung ist machbar. Es wird getragen und realisiert von Unternehmen, die mit ihrem unternehmerischen Handeln die nationalen und internationalen Klimaziele unterstützen und andere einladen, sich auf diesem Weg anzuschließen. Gemeinsam erarbeiten die teilnehmenden Mitarbeiter der Unternehmen Lösungen für zentrale Fragen der Dekarbonisierung und realisieren konkrete, unternehmens- und branchenübergreifende Leuchtturmprojekte zur Emissionsminderung in der Wirtschaft. Das Projekt „Weg in die <2°-Wirtschaft“ wird gemeinsam von der Stiftung 2° - Deutsche Unternehmer für Klimaschutz und WWF Deutschland durchgeführt, durch die sustainable AG begleitet und wurde durch die 2°-Förderer initiiert.