Gorch Forck segelt mit illegalem Tropenholz

WWF und Report Mainz decken auf: Segelschulschiff der Bundeswehr wird mit verbotenem Teak aus Myanmar restauriert

Holztransport © Clovis Miranda / WWF
Holztransport © Clovis Miranda / WWF

Berlin: Das Schulschiff Gorch Fock, Aushängeschild der deutschen Marine, repräsentiert Deutschland bald mit illegal importiertem Tropenholz an Bord. Das haben Recherchen von Report Mainz und WWF Deutschland aufgedeckt. Es handelt sich um mehrere Tonnen Teak-Holz aus Myanmar, das 2017 für Restaurierungsarbeiten am Deck des Seglers eingeführt wurde. Der Import verstieß offensichtlich gegen die Beschaffungsrichtlinien der Bundesregierung und gegen die seit fünf Jahren geltende Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR).

 

„Im Fall der Gorch Fock haben gleich zwei staatliche Behörden versagt. Dieses Tropenholz hätte nie eingeführt werden dürfen. Sowohl die für Importkontrollen zuständige Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) als auch die verantwortliche Beschaffungsstelle der Bundeswehr sind entweder überfordert oder scheren sich nicht um geltendes Recht. In Myanmar werden die letzten Tropenwälder von einem kriminellen Regime geplündert und deutsche Behörden drücken beide Augen zu“, klagt WWF-Holzexperte Johannes Zahnen an. Er hatte die Recherchen von Report Mainz fachlich unterstützt.

 

Zwar gab das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage von Report Mainz zunächst an, beim Teak für die Gorch Fock handele es sich um nachhaltig erzeugtes Plantagenholz aus Myanmar. Im Zuge der weiteren Recherchen musste das Ministerium aber einräumen, dass das Holz doch nicht aus einer „zertifizierten Plantage“ stammt, die gesetzlichen Auflagen nicht eingehalten wurden und somit ein illegaler Einschlag nicht ausgeschlossen werden kann. „Illegaler Holzeinschlag ist in Myanmar Alltag. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass für die Gorch Fock Holz aus Raubbau angeliefert wurde. Zumal insbesondere Teak aus nachhaltiger Naturwaldwirtschaft in Myanmar de facto nicht zu bekommen ist“, so Johannes Zahnen. Der WWF fordert daher, das betreffende Holz nichteinzusetzen, damit aus dem bekannten deutschen Wahrzeichen kein „Schiff der Schande“ wird. Derzeit wird das Segelschulschiff bei Bremerhaven generalüberholt.

 

Spätestens seit Inkrafttreten der EUTR im Jahr 2013 hätte man laut WWF aus Myanmar gar kein Holz mehr importieren dürfen. Hier wird seit Jahren unter Beteiligung der Militärs Raubbau an den Wäldern betrieben und systematisch illegal Tropenholz eingeschlagen. Selbst die Minimalanforderung der Holzhandelsverordnung, die Herkunft des Holzes zu belegen, wird in Myanmar bisher kaum erfüllt. „Obwohl Information über die Missstände seit vielen Jahren vorliegen reagiert die BLE erst jetzt. Leider scheint es den Druck der Öffentlichkeit zu brauchen, bis deutsche Behörden verantwortlich handeln und das tun, wofür sie da sind.“

 

Der WWF kritisiert seit Jahren das laxe Vorgehen staatlicher Stellen, wenn es um die Kontrolle von Holzimporten geht. Die Naturschutzorganisation führt regelmäßig Marktrecherchen zu illegal nach Deutschland importierten Holz- und Papierprodukten durch, um auf die Missstände hinzuweisen.

 

Myanmar hat eine der höchsten Entwaldungsraten der Welt. Die Regenwälder des Landes beherbergen eine Vielzahl von Tieren, darunter viele seltene, stark bedrohte Arten – Tiger und Nebelparder sowie Elefant, Leopard, Tapir, Irawadi-Delfin, Banteng und Siamesisches Krokodil. Insgesamt wurden bisher 250 verschiedene Säugetier- und über tausend Vogelarten gezählt. Vermutlich ist die Vielfalt sogar noch deutlich größer, da manche Gebiete erst wenig erforscht sind.

 

Sendungshinweis: Report Mainz, Dienstag, 25.09.2018 um 21:45 in der ARD

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