Lackmustest in der Tiefsee
WWF zu Fangquoten für Tiefseefisch
Die EU-Fischereiminister haben den Fischfang in der Tiefsee für die Jahre 2019 und 2020 geregelt. Für die meisten Tiefseefische wurden die erlaubten Fangmengen reduziert. Der WWF kritisiert, dass auch in den kommenden zwei Jahren einige Tiefseehaie als Beifang gefangen werden dürfen, die dann wissenschaftlich ausgewertet werden sollen.
"Die meisten Tiefseehaie stehen bereits als bedrohte Arten auf der Roten Liste. Es ist völlig unverständlich, weshalb eine Fischerei sie als Beifang fangen darf. So wird der Fang von gefährdeten Haien wissenschaftlich geadelt, ohne dass die Fischerei ihre Fangpraxis anpassen muss. Damit ist wenig gewonnen", sagt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. "Jede Fischerei sollte sich in die Artenschutzbemühungen einordnen und zuerst den Beifang reduzieren."
Der WWF kritisiert die Minister zudem für ihre Entscheidung, für sechs Bestände der seltenen Tiefseefische gar keine Höchstfangmengen mehr zu vergeben. "Fangbeschränkungen sind das Herzstück eines funktionierenden Fischereimanagements. Ohne sie werden diese Arten nun in unbeobachteter Menge beigefangen. Damit schreibt Europa diejenigen ab, über die wir am wenigsten wissen", so Vesper weiter. "Der Politik ist offenbar ein vernünftiges Management inklusive wissenschaftlicher Daten für die schutzbedürftige Tiefsee zu aufwändig."
Damit falle der Lackmustest für das zentrale Ziel der Europäischen Fischereipolitik negativ aus, denn die Fischereipolitik der EU schreibt vor, bis zum Jahr 2020 die Überfischung für alle EU-Bestände zu beenden.
Tiefseehaie sind hochspezialisierte Kreaturen. Sie verbringen den Großteil ihres Lebens in einer Tiefe von über 200 Metern und ihre Wachstums- und Reproduktionsraten gehören zu den niedrigsten im gesamten Tierreich. Die Erholung ihrer Bestände kann daher Jahrzehnte dauern. Generell brauchen die Knorpelfische, zu denen neben den Haien auch die Rochen und Chimären zählen, einen besseren Schutz. Der WWF fordert die Fischereiminister daher auf, sich um einen Managementplan für alle 25 Arten zu bemühen, die von der EU-Fischerei betroffen sind. Derzeit werden nur 14 Knorpelfischarten berücksichtigt.