Die Spitze des Plastikbergs
WWF sieht Fortschritt und Lücken in der EU Richtlinie zu Wegwerfplastik
Die EU-Kommission hat heute eine Richtlinie zur Reduzierung von Umweltschäden, die durch bestimmte Kunststoffprodukte entstehen, vorgelegt. Sie befasst sich mit Kunststoffmüll aus der Fischerei und Einwegplastik. Plastikstrohhalme und Wegwerfbesteck sollen verboten und die Menge anderer Produkte wie z.B. Food-Container reduziert werden. Aus Sicht des WWF ist die EU- Initiative ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, greift jedoch teilweise zu kurz.
„Diese EU-Richtlinie ist ein notwendiger Feuerwehreinsatz, der sich speziell auf die im Meer am häufigsten gefundenen Plastikprodukte bezieht. Wegwerfplastik direkt anzugehen ist wichtig, aber die EU nimmt hier mit Einwegartikeln aus der Gastronomie nur die Spitze des Eisbergs ins Visier. Die große Baustelle der Verpackungen muss mit der gleichen Konsequenz weiter angegangen werden. Europaweit müssen deutlich klarere Signale in Richtung Vermeidung und Kreislaufwirtschaft gesetzt werden. Wir brauchen klare Vorgaben, um die Recyclingfähigkeit von Lebensmittelverpackungen zu verbessern und vermehrt aus recyceltem Material zu produzieren, “ fordert Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland.
Erfreulich sind aus Sicht des WWF die konkreten Vorgaben für Einwegflaschen, die bis 2025 zu 90 Prozent wieder zum Recycling eingesammelt werden müssen. Auch der Ansatz, die Hersteller von Einwegbechern aus Plastik oder Filterzigaretten finanziell zur Entsorgung ihrer Produkte und zur Reinigung der Strände zu verpflichten, ist richtig. Dieses Prinzip der erweiterten Produktverantwortung muss aber laut WWF für alle Verpackungen europaweit umgesetzt werden. „Der Fokus auf Einwegprodukte unsere Fastfood- und Take-Away-Kultur darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei Verpackungen und Mikroplastik weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht. Es ist nun an EU-Parlament und Ministerrat die Richtlinie mit klaren Reduktionszielen zu versehen, wo diese fehlen“, fordert Heike Vesper und erinnert daran, dass nationale und europäische Initiativen wichtig aber allein nicht ausreichend sind.
„Plastikverschmutzung ist ein globales Problem, auf das wir eine globale Antwort finden müssen. Wir brauchen ein „Paris-Abkommen für den Ozean“, das die Verschmutzung der Weltmeere stoppt. Die EU-Mitgliedsländer müssen den entsprechenden Prozess der UNEA unterstützen.“
Neben Einwegartikeln findet sich an den Stränden vor allem Kunststoffmüll in Form von altem Fischereigerät. Die EU hat hier laut WWF einen ersten Aufschlag gemacht. Damit Fischereimüll recyclingfähig wird, brauche es aber eine „Ein-Material-Vorgabe“ für Netze und Taue sowie Mindeststandards für Entsorgungskapazitäten in den Häfen. „Die Verursacherhaftung ist auch bei Geisternetzen wünschenswert, es muss aber klar definiert werden, wer die Kosten für Bergung und Entsorgung verlorener Netze trägt“, so Heike Vesper.