Sudan ist tot

Letztes männliches Nördliches Breitmaulnashorn gestorben

Sudan war das letzte lebende männliche Nördliche Breitmaulnashorn. © Martin Mulama - WWF

Der 45- jährige Bulle war das bekannteste Nashorn der Erde und wurde rund um die Uhr von Rangern bewacht. Nun ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn im Ol Pejeta Reservat in Kenia aufgrund von altersbedingten Komplikationen am Montag eingeschläfert worden. Die zwei verbleibenden Weibchen  sind Nachkommen des Bullen und nicht mehr fortpflanzungsfähig. Damit die Unterart nicht ausstirbt, bleibt nur die Hoffnung auf ein Projekt zur Reproduktion durch künstliche Befruchtung von Leihmüttern der südlichen Unterart.  

 

„Sudans Tod ist ein trauriger Weckruf, dass wir die biologische Vielfalt unserer Erde in rasantem Tempo verlieren. Aus eigener Kraft kann sich diese Nashornunterart nicht mehr retten. Die letzte Möglichkeit zu überleben, ist künstliche Befruchtung – ein Projekt, dem wir viel Erfolg wünschen aber dessen Ausgang ungewiss ist. Sudans Tod verdeutlicht, dass wir alles tun müssen, bevor es soweit kommt, dass Strohhalme unsere einzige Hoffnung sind“,  sagt Katharina Trump, Expertin für Wildartenkriminalität beim WWF Deutschland.

 

Sudan wurde aus dem Land das ihm seinen Namen gab 1975 in die damalige Tschechoslowakei in einen Zoo gebracht, von wo er im Jahr 2009 nach Afrika in das Ol Pejeta Reservat zurückkehrte. Während das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben steht, besteht noch Hoffnung für die südliche Unterart – ihr Bestand wird auf etwa 20.000 Tiere geschätzt.  Hinzu kommen etwa 5.000 Spitzmaulnashörner in Afrika. Der Hauptfeind der Tiere ist die Wilderei. Im Jahr 2017 wurden allein in Südafrika 1.028 Tiere getötet, rund drei am Tag. Zwischen 2007 und 2015 nahm die Wilderei auf Nashörner dort um mehr als 9.000 Prozent zu.

 

„Der Druck durch die Wilderei ist inzwischen so stark, dass viele Reservate ihre Bemühungen zum Schutz der Tiere massiv hochfahren und mit neuster Technologie gegen Wilderer vorgehen“, sagt Trump. Den in Asien vorkommenden Nashörnern droht ebenfalls der Artentod: Vom Java- und Sumatra-Nashorn haben jeweils nicht einmal 100 Exemplare überlebt und auch das indische Panzernashorn ist mit 3. 500 Exemplaren extrem selten. Ein Grund ist der Irrglaube an die heilende Wirkung von Wildtierprodukten, der vor allem in Asien immer noch weit verbreitet ist. „Sudans Tod zeigt deutlich, dass der Schutz der Arten mit Wildhütern und Technologie nur dann Erfolg haben, wenn das Triebwerk der Wilderei – der Markt in Asien und anderen Ländern – gestoppt wird“, so Trump.

 

Hintergrund:

Ceratotherium simum, wie das Breitmaulnashorn mit wissenschaftlichem Namen heißt, ist nach dem Afrikanischen und Asiatischen Elefanten das drittgrößte Landsäugetier der Erde. Die Nördliche Unterart besteht weltweit nur noch aus zwei Individuen: Fut und Najin, die im Ol Pejeta Reservat in Kenia leben.

 

Ursprünglich war das nördliche Breitmaulnashorn in Uganda, dem Chad, Sudan und der Zentralafrikanischen Republik sowie der Demokratischen Republik Kongo verbreitet.  Breitmaulnashörner ernähren sich ausschließlich von Gras, ein Unterscheidungsmerkmal zu den Unterarten des Spitzmaulnashorns. Letztere ernähren sich vornehmlich von Blättern, Ästen und Zweigen.

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