Wolf im WM-Pelz
Zabivakas tierische Verwandte leben gefährlich
In Europa streng geschützt, in Russland zum Abschuss freigegeben: Die tierischen Verwandten des WM- Maskottchens Zabivaka haben es nicht leicht. In einer Abstimmung hatte sich die russische Bevölkerung für einen Wolf als Glücksbringer des Turniers entschieden. Zabivaka setzte sich damit gegen die Konkurrenz von Katze und Tiger durch. Der Wolf ist in Literatur und Mythologie ein beliebtes Motiv neben dem Bären. Doch zugleich darf er das ganze Jahr über gejagt werden. Die Wolfspopulation Russlands gilt als größte weltweit.
Der Russische Wolf ist eng mit dem auch in Deutschland vorkommenden Europäischen Grauwolf (Canis lupus) verwandt. Rund 30.000 Tiere leben derzeit über ganz Russland verteilt – vom recht dicht bevölkerten europäischen Teil des Landes bis hin zur Weite Sibiriens. Das Tier erreicht eine Länge von bis zu 160 cm plus eine Schwanzlänge von maximal 52 cm und wiegt im Durchschnitt 50 kg. Seine Nahrungsgrundlage sind große Huftiere. Daher kann er schnell laufen: Auf kurzen Distanzen erreicht der große Beutegreifer eine Geschwindigkeit von 55 km/h und beim Angriff in Ausnahmefällen sogar 70 km/h. Anders ausgedrückt sind das 20 Meter pro Sekunde. Zwei bis drei Wölfe können einen Moschusochsen oder einen Elch erlegen.
Während der Wolf in Europa in vielen Ländern ausgerottet wurde und erst jetzt langsam wieder heimisch wird, hat das Tier die Vernichtungsversuche zu Sowjetzeiten in dem weiten Land gut überstanden. „Doch im Bestreben die Bestände zu kontrollieren, wird auch heute ein Kopfgeld pro getötetes Tier gezahlt. Jagdanbieter bieten auch interessierten Ausländern Reisen in verschiedene Regionen Russlands an“, sagt WWF-Wolfsfachmann Moritz Klose.
Weitgehend ungestört ist der große Beutegreifer in einem Dreiländereck zwischen der Ukraine, Russland und Weißrussland: Der Sperrzone rund um Tschernobyl. Am Schauplatz des größten Reaktorunfalls der Geschichte ist in den letzten Jahrzehnten unbeabsichtigt ein Wolfstreffpunkt entstanden. Große Rudel haben die verstrahlte Region erobert und streifen durch die Schwemmgebiete des Prypjat-Flusses und die verlassenen Siedlungen. Die einstige Kornkammer der Sowjetunion ist inzwischen von riesigen Wäldern bedeckt – und damit ideales Siedlungsgebiet für Wisente, Luchse und Wölfe.
„Auch in die Sprichwörtersammlung hat es der Wolf in Russland geschafft. Wo der Wolf geht, wächst der Wald – lautet eines und spricht die Rolle des Wolfs im Ökosystem an. Gemeint ist, dass dort, wo Wölfe leben, der Wald gesund ist. Denn er trägt dazu bei, dass sich einige Pflanzenfresser nicht übermäßig vermehren und die jungen Bäume fressen, “ so Moritz Klose. Und auch als Nachname ist der Wolf verbreitet: Wolkow – von „Wolf“. Zabivaka, das russische Maskottchen mit der Skibrille, weißem Shirt und roter Hose, wurde hingegen mit einem turniernahen Namen versehen. Zabivaka bedeutet, frei aus dem russischen übersetzt, „kleiner Torschütze“.
Seit der Jahrtausendwende breiten sich auch bei uns in Deutschland wieder selbstständig Wölfe aus. Derzeit gibt es rund 60 Rudel, die meisten davon leben in Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen. Hierzulande ist der Wolf streng geschützt und darf nicht bejagt werden.