Fünf Jahre nach der Flut: Naturschutz Hand in Hand mit Hochwasserschutz
Berlin, Dessau-Roßlau 06.06.2018: Vor fast genau fünf Jahren erreichte das letzte extreme Hochwasser mit 7,33 m am Pegel in Dessau seinen Höchststand. Auch den Bewohnerinnen und Bewohnern rund um Vockerode boten sich 2013 beängstigende Bilder von großen, überfluteten Flächen hinter den Deichen. Heute ist das kleine Dorf viel besser geschützt und auf den gleichen Flächen flattern seltene Schmetterlinge über bunte Auenblumen und die Laubfrösche quaken. Diese Artenvielfalt ist das Ergebnis des vom WWF und seinen Partnern umgesetzten EU LIFE+Projekts "Elbauen bei Vockerode", das am 06. und 07. Juni seinen Abschluss feiert.
"Ökologischer Hochwasserschutz braucht langen Atem, er ist jedoch der beste Weg um Mensch und Natur langfristig zu sichern. Dieses Projekt ist Vorreiter für diese wichtige Entwicklung", sagt Prof. Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland beim WWF. Der Erfolg sei vor allem der guten Zusammenarbeit zu verdanken, wie sie weiter ausführt: "Naturschutz und Hochwasserschutz müssen Hand in Hand gehen und die Politik sowie Landwirte, Waldbesitzer und Anwohner aktiv in die landschaftliche Umgestaltung einbezogen werden." Während der Projektlaufzeit errichtete der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt einen neuen Deich unter Nutzung des Autobahndamms der A9. Der alte, zu niedrige Gatzer Bergdeich wurde geöffnet und gibt der Elbe bei hohen Wasserständen nun wieder mehr Raum. Gleichzeitig schuf der WWF vielfältige Lebensräume für seltene und bedrohte Pflanzen und Tiere. Auf dem früheren Acker entstanden Auenwiesen, -wälder und -gewässer. Die Landwirtschaft passte die Nutzung an: Überflutungen richten nun keinen Schaden mehr an. Und bei allem hatten auch die Belange des UNESCO Weltkulturerbes Gartenreich Dessau-Wörlitz hohe Priorität.
Das Hochwasser von 2013 half bei dem Projekt sogar ein bisschen mit: Dort, wo der Deich damals brach, sollte er ohnehin entfernt werden. Das Wasser bahnte sich also auf natürliche Weise seinen Weg auf die heutigen Auenflächen. "Hochwasser können sich nun im Biosphärenreservat Mittelelbe auf weiteren 212 Hektar ausbreiten. Gleichzeitig haben wir zusätzlichen Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen wiederhergestellt und gesichert" freut sich die Umweltministerin von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Claudia Dalbert. "Das Projekt ist Bestandteil der Hochwasserschutzkonzeption 2020 des Landes und dient als Vorbild für die 27 potenziellen Maßnahmenstandorte im Hochwasserschutzprogramm 'Mehr Raum für unsere Flüsse'. Wir werden die zahlreichen guten Erfahrungen nutzen, um weitere Auenflächen umzugestalten und zu gewinnen und Sachsen-Anhalt so zu einem Vorbild für naturgerechten Hochwasserschutz machen."