Landwirte müssen zu Klimaschützern werden
Deutsche Landwirtschaft schöpft ihr Potenzial bei Klimaschutz noch nicht aus | Landwirte brauchen dafür gezielte finanzielle Unterstützung
Einen Tag, nachdem Union und SPD in den Sondierungsgesprächen ihre Positionen im Bereich Landwirtschaft ausgetauscht haben, zieht der Deutsche Bauernverband (DBV) diesen Mittwoch seine Zwischenbilanz zum Klimaschutz in der deutschen Landwirtschaft und den Zielen bis 2030. Dazu Christoph Heinrich, WWF-Vorstand Naturschutz:
"Die Landwirtschaft ist nach der Verbrennung von fossilen Brennstoffen im Verkehr und zur Strom- und Wärmeerzeugung der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Die künftige Bundesregierung muss dafür sorgen, dass diese direkten Treibhausgasemissionen aus der deutschen Landwirtschaft zügig sinken. Böden könnten natürliche Kohlenstoffspeicher sein. Derzeit verlieren sie durch die intensivste Nutzung ihren Humusanteil und geben somit CO2 frei, anstatt es zu binden. Die zukünftige Bundesregierung muss die agrarpolitischen Weichen auf Zukunft stellen und Landwirte finanziell fördern, die etwa durch vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker sowie den Erhalt von Grünlandflächen aktiven Humus- und dadurch Klimaschutz betreiben. Gleichzeitig müssen noch bestehende Moore und Feuchtwiesen bewahrt und die Wiedervernässung von trockengelegten Mooren und Wiesen vorangetrieben werden, da sie fast doppelt so viel Kohlenstoff speichern wie zum Beispiel Waldböden. Humusreiche Böden und intakte Moore tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern fördern auch die biologische Vielfalt.
Schon heute machen es viele Landwirte vor, nicht zuletzt der ökologische Landbau: Mehrjährige und vielfältigere Fruchtfolgen, in denen auch Kleegras, Luzerne oder Lupine ihren Platz finden, verbessern die natürlichen Bodenfruchtbarkeit und Widerstandfähigkeit der Böden. Gleichzeitig enthalten diese Böden mehr Kohlenstoff. Vergleichende Studien belegen, dass im weltweiten Vergleich der durchschnittliche Kohlenstoffgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden gut 3,5 Tonnen über dem herkömmlich bewirtschafteter Böden liegt. Ein weiteres Plus vielfältiger, mehrjähriger Fruchtfolgen ist, dass die Böden stickstoffreicher sind und somit weniger synthetische Düngemittel benötigen. Auch das wirkt sich positiv auf die Treibhausgasbilanz Deutschlands aus, denn die Herstellung synthetischer Düngemittel ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden.
Landwirte, die durch abwechslungsreiche Fruchtfolgen klugen Klimaschutz betreiben, sollten dafür belohnt werden. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) muss daher ab 2021 nur noch solche Ackerbaubetriebe finanziell unterstützen, die nachweislich eine mehrjährige, standortangepasste Fruchtfolge anwenden. Gleichzeitig gilt es, den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren voranzutreiben. Dazu braucht es insbesondere eine höhere finanzielle Ausstattung von Agrarumweltprogrammen, in denen Landwirte zum Beispiel für den Moorschutz bezahlt werden. Das sind Investitionen in die Zukunft aller."