Kein Stromschlag fürs Meer

WWF begrüßt klare Position des EU-Parlaments zur Elektrofischerei

© Brent Stirton / Getty Images
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Das europäische Parlament hat heute über die Ausgestaltung der EU-Fischerei abgestimmt. In der Verordnung sind 33 Rechtsvorschriften zusammengefasst, die regeln, wie, wann und wo künftig gefischt werden darf – auch die umstrittene Fangmethode der Elektrofischerei fällt darunter. Sie soll nach Willen des EU-Parlaments endgültig verboten werden.

 

„Wir begrüßen, dass sich das EU-Parlament heute stark gegen die Elektrofischerei positioniert hat, damit steigen die Chancen, dass es in folgenden Verhandlungen mit Ministerrat und Kommission zu einer umweltverträglichen Lösung kommt. Sowohl die bisherige Fangmethode mit schweren Scheuchketten als auch die Elektrofischerei haben Auswirkungen auf das Ökosystem, die erforscht sein müssen, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Dabei darf man nicht nur kommerziell wichtige Fischarten betrachten, auch Bewohner des Meeresbodens spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem. Die Auswirkungen der Stromstöße auf sie, den Meeresboden an sich oder auf Haie und Rochen, die sich an elektromagnetischen Feldern orientieren, sind nicht ausreichend erforscht. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung für Elektrofischerei liegt noch nicht vor.“, sagt Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland. „Momentan werden Schollen mit schweren Ketten vom Meeresboden aufgescheucht. Das ist entsetzlich für den Meeresboden und muss unbedingt verbessert werden, aber es wäre unverantwortlich dem Ökosystem zusätzlich neue Schäden durch unzureichend geprüfte Fangtechniken aufzubürden. Dagegen lassen sich Vorteile wie geringerer Treibstoffverbrauch auch nicht aufrechnen“.

 

In Verhandlungen mit Ministerrat und EU-Kommission muss nun eine Einigung über die finale Regelung erzielt werden.

 

Jungfische werden der avisierten neuen Fischereiregelung jedoch zum Opfer fallen, kritisiert der WWF. Die Jungtiere enden in Fischernetzen, bevor sie geschlechtsreif werden und zum Erhalt des Bestandes beitragen können. „Wir rauben dem Fischbeständen die Zukunft, wenn massenhaft Jungfische beigefangen werden. Damit schädigen wir das Gleichgewicht  im Nahrungsnetz und verschwenden zukünftige Fänge“, so Nemecky. Das EU-Parlament hat sich heute gegen konkrete Zielvorgaben und Fristen zur Verringerung von Jungfischbeifang ausgesprochen.

 

Die EU-Parlamentarier haben außerdem dafür gestimmt, dass durch technische Maßnahmen der Beifang von Seevögeln in Nord- und Ostsee zukünftig verhindert wird. Auch zusätzliche Maßnahmen zum Schutz von Delfinen und Schweinswalen unterstützte das Parlament heute. 200.000 Seevögel, sterben jedes Jahr in EU-Gewässern, obwohl viele unter die EU-Vogelschutz- bzw. Habitatschutz-Richtlinie fallen. WWF befürchtet jedoch, dass diese vom Parlament beschlossenen Schutzbemühungen in den Trilogverhandlungen nicht erhalten bleiben.

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