Kranke Seen und Flüsse
WWF-Statement zum Zustand der Seen in Deutschland. / „Finger weg von der Wasserrahmenrichtlinie.“
Nur jeder vierte See in Deutschland ist ökologisch in einem guten Zustand - in vielen ist die Wasserqualität bedenklich. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Bereits vor einer Woche waren Zahlen bekannt geworden, wonach über 90 Prozent der deutschen Flüsse in keinem guten Zustand sind. Hierzu erklärt Beatrice Claus, WWF-Referentin für Fluss- und Wasserpolitik:
„Viele Seen und Flüsse in Deutschland liegen inzwischen auf der Intensivstation. Schuld daran ist eine Verschleppungstaktik der Politik. Es wurde zu lange weggesehen, wenn Industrie und Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers gewirtschaftet haben. Es ist geradezu widersinnig, dass ausgerechnet jetzt die europäische Wasserrahmenrichtline, die Flüsse, Seen und unser Grundwasser schützen soll, auf den Prüfstein der EU-Kommission gelegt wird. Es droht eine Aufweichung und eine weitere Verschlechterung für unser Wasser und die Ökosysteme, die davon abhängig sind. Es wird nach dem Motto verfahren: dem Patienten geht es schlecht, also senken wir die Definition von Krankheit ab.
Die Forderung des WWF ist eindeutig: Finger weg von der Wasserrahmenrichtlinie. Statt einer als Aufweichung getarnten Überarbeitung braucht es mehr Geld, mehr Personal und den politischen Willen, die praktische Umsetzung vor Ort angemessen durchzusetzen und auf Verstöße etwa durch Industrie oder Landwirtschaft zu reagieren. Zudem muss die EU-Subventionspolitik im Agrarbereich endlich nachhaltig ausgerichtet und reformiert werden. Es kann nicht sein, dass die Agrarindustrie mit ihrer andauernden und intensiven Überdüngung unser Wasser mit Nitrat verunreinigt und den Zustand von Seen und Flüssen dadurch noch weiter verschlechtert.“