In Bonn kommen die Karten auf den Tisch
Klimakonferenz startet/WWF: Beiträge von Deutschland und der EU sind ungenügend
Bei der Klimakonferenz in Bonn steht ab diesem Montag ein erster Austausch über die bestehenden Klimaschutzbemühungen der einzelnen Länder auf der Agenda. Innerhalb des sogenannten Talanoa-Dialogs legen die Länder ihre Beiträge auf den Tisch und schauen gemeinsam: Wo stehen wir und was fehlt noch, um unser Ziel zu erreichen? Dabei werden insbesondere Deutschland und die EU dringend nachbessern müssen. „Die Klimaziele der EU sind vollkommen überholt. Sie stammen aus der Zeit vor dem Paris-Abkommen und fallen weit hinter das zurück, was nötig ist“, sagt Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. So sollte die EU ihr Klimaziel für 2030 von 40 Prozent auf mindestens 55 Prozent Treibhausgasreduktion anheben und den neuen Beitrag noch vor 2020 bei der Klimarahmenkonvention UNFCCC einreichen.
Und auch Deutschland kann sich nicht mit Lorbeeren schmücken. „Die Emissionen in Deutschland sind seit 2009 auf konstant hohem Niveau – ein Armutszeugnis der Politik. Dabei ist die Bundesregierung sehr wichtig für die internationale Klimapolitik. Um diese Rolle glaubwürdig spielen zu können und einen fairen Beitrag zum Paris-Abkommen zu leisten, muss Deutschland endlich von der Kohle lassen und so sein 2020-Ziel erreichbar machen“, fordert Schäfer. Ein passendes Instrument für den Klimaschutz liegt auf dem Tisch: <link maerz ein-neues-instrument-fuer-den-kohleausstieg>ein regionaler CO2-Preis. Er würde schnell den CO2-Ausstoß in Deutschland und Europa drosseln. Das wäre besonders mit Blick auf den Klimaschutz vor 2020 von großer Bedeutung, der in Bonn ebenfalls im Fokus stehen wird.
Ein Großteil der Arbeit in den kommenden zwei Wochen wird außerdem darauf abzielen, Fortschritte beim sogenannten Rulebook zu machen. „Das Rulebook ist wie eine Gebrauchsanweisung für das Paris-Abkommen, es legt die Spielregeln fest“, so Schäfer. „Bei der Klimakonferenz in Polen soll es fertig werden – doch bislang ist der Papierberg viel zu hoch. In Bonn müssen die Delegierten ihn deutlich reduzieren und mögliche Schlupflöcher stopfen, damit sie im Dezember ein brauchbares Regelwerk festzurren können.“