Große Hoffnung für kleine Wale
Delfin-Zensus in Kambodscha: Bestand des stark bedrohten Mekong-Delfins steigt erstmals wieder
Berlin: Gute Nachrichten aus Kambodscha: Der Bestand der stark bedrohten Mekong-Delfine hat sich nach einem jahrzehntelangen Rückgang erstmals wieder erhöht. Wie ein Zensus des WWF und der kambodschanischen Regierung ergab, stieg ihre Zahl innerhalb von zwei Jahren von 80 auf 92 Individuen. Als Hauptgründe nennen die Umweltschützer den erfolgreichen Kampf gegen illegale Fischerei und die Entfernung von Stellnetzen mit einer Gesamtlänge von fast 360 Kilometern, in denen sich die Tiere verfangen und dann ertrinken. „Der Anstieg der Population ist ein historischer Erfolg und könnte den Durchbruch unserer Schutzbemühungen markieren“, sagt Kristin Meyer, Asien-Referentin beim WWF Deutschland.
„Mit 92 Individuen bleiben die Delfine akut bedroht. Doch wenn wir uns weiter entschieden für den Schutz ihres Lebensraumes einsetzen haben wir gute Chancen ihr Überleben zu sichern“, so Meyer weiter. Mit der Eindämmung der illegalen Fischerei sei die Zahl der verendeten Delfine deutlich zurückgegangen – von neun in 2015 auf zwei in 2017. Zudem seien in den letzten drei Jahren insgesamt 32 Delfin-Babys geboren worden und auch die Sterblichkeit der Jungtiere stark gesunken. Die Zählung wurde auf einer Länge von 190 Kilometer entlang des Hauptarms des Mekong-Flusses zwischen der Stadt Kratie in Kambodscha und den Mekongfällen in Laos durchgeführt. Die Tiere können anhand ihrer individuell unterscheidbaren Rückenflossen auseinandergehalten werden.
Neben den Stellnetzen ist laut WWF der Bau von Wasserkraftanlagen die größte Bedrohung für die kleinen Wale. Durch sie können viele Fischarten, von denen sich die Delfine ernähren, nicht mehr zu ihren Laichplätzen schwimmen, was nicht nur die Delfine trifft, sondern auch Millionen Menschen, die vom Fischfang leben. Als besonders kritisch bezeichnet der WWF die unweit von Kratie geplante Sambor-Stauanlage. Das Megabauwerk würde neben den kritischen Auswirkungen auf Delfine und Fischerei auch die Umsiedlung zehntausender Menschen erfordern und hätte durch seinen tiefgreifenden Eingriff in den Wasserhaushalt der Region dramatische Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
Hintergrund Mekong-Delfin
Mekong-Delfine sind eine Unterart der Irawadi-Delfine (Orcaella brevirostris). Sie werden über 2,7 Meter lang und 150 Kilogramm schwer. Einst lebten zigtausende der Tiere in Asiens größtem Strom. Die letzten 92 Tiere schwimmen in mehreren tiefen Flussabschnitten auf einer rund 190 Kilometer langen Strecke zwischen der Stadt Kratie und der Grenze zu Laos. Weibliche Mekong-Delfine haben nur alle zwei bis drei Jahre Nachwuchs. Der Rückgang des Bestandes betrug im Jahr 2004 noch sieben Prozent, bis 2015 konnte er auf 1,6 Prozent reduziert werden. Mit der aktuellen Zählung ist die Population erstmals wieder angewachsen – um rund zehn Prozent.
Um die Überfischung und illegale Fischerei einzudämmen unterstützt der WWF Flusswächter mit Trainings und Ausrüstung. Zudem hilft der WWF bei der Gründung von Gemeindefischereien, wodurch diese in die Lage versetzt werden, den anliegenden Gewässerabschnitt selbst zu überwachen und illegale Fischerei zu melden. Das nützt einerseits den Delfinen, andererseits nehmen dadurch auch die Fischbestände zu, wovon wiederum die Gemeinden profitieren.