Tropen in Not
Tag der Tropenwälder (14.9.): 20 Fußballfelder Wald gehen weltweit pro Minute verloren / Abholzung in Brasilien steigt um 27 Prozent
Berlin: Alle drei Sekunden verschwindet auf der Erde Wald der Größe eines Fußballfeldes – das macht 20 Fußballfelder pro Minute oder 76.000 Quadratkilometer pro Jahr. Der größte Verlust fällt in den Tropen an – sowohl in den tropischen Trocken- als auch Regenwälder. Darauf macht der WWF anlässlich des Tages der Tropenwälder am Donnerstag aufmerksam. „Nirgends tummeln sich auf unserem Planeten so viele Tier- und Pflanzenarten wie in den Tropen. Wir verlieren jedes Jahr unzählige Arten, von deren Existenz wir nicht einmal wussten. Wenn wir die laufende Zerstörung nicht bald stoppen wird der Großteil der Tropenwälder schon in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein“, warnt Susanne Winter, Referentin für Waldschutz beim WWF Deutschland.
Ein deutlicher Anstieg der Abholzung ist nach Angaben des WWF aktuell im brasilianischen Amazonas zu verzeichnen. Wie jetzt bekannt wurde erhöhte sich die Entwaldung in 2016 um rund 27 Prozent auf 7.893 Quadratkilometer, was der dreifachen Fläche des Saarlandes entspricht. Neben dem Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt geht es den Umweltschützern auch um den Klimaschutz. Zwischen 15 und 20 Prozent der weltweiten Emissionen an Treibhausgasen gehen auf die Zerstörung der Wälder zurück – mehr als auf den gesamten Verkehrssektor inkl. aller Autos, Lastwagen, Flugzeuge und Schiffe. „Die Tropen kann man sich als riesige CO2-Speicher vorstellen“, so Susanne Winter. „Im Kampf gegen die Klimakatastrophe sind die Wälder unsere besten Verbündeten. Für einen effektiven Klimaschutz brauchen wir Schutz und Aufforstung und nicht Abholzung.“
Als besonders eindrückliches Beispiel für die Bedeutung der Tropenwälder für das Weltklima führt der WWF das Land Indonesien an. Während der großen Waldbrände in 2015 seien hier in nur drei Monaten rund 1,7 Milliarden Tonnen Treibhausgase angefallen – rund die doppelte Menge der Emissionen, die Deutschland pro Jahr ausstößt. Nach Angaben des WWF erfolgt die Waldzerstörung meist in zwei Schritten: Zunächst werden die wertvollen Stämme seltener Holzarten für den Export eingeschlagen, dann wird die restliche Vegetation gerodet und verbrannt, um die Flächen freizumachen für Plantagen aus Ölpalmen oder Soja und schnellwachsenden Baumarten für die Papier- und Zellstoffindustrie. Daneben heize die steigende Fleischproduktion mit ihrem großen Flächenbedarf die Waldzerstörung an. Privatpersonen empfiehlt der WWF weniger Fleisch zu essen und bei Holz- und Papierprodukten auf nachhaltige Produktion zu achten. Das FSC-Siegel sei hier noch die beste Alternative auf dem Markt.