Erste Thunfisch-Besenderung in der Nordsee
WWF startet Besenderungsprojekt für Blauflossenthunfisch in skandinavischen Gewässern
Nach mehr als 50 Jahren Abwesenheit kehrt der bedrohte Blauflossenthun erstmals in die Nordsee zurück. Ein gemeinsames Forschungsprojekt von WWF und Universitäten in Schweden und Dänemark versieht jetzt die Raubfische mit Satellitensendern, um ihre beginnende Rückkehr besser zu verstehen. Mit Unterstützung von erfahrenen Sportfischern wollen die Forscher innerhalb von zwei Wochen 40 Blauflossenthunfische fangen, die Tiere mit Satellitensendern versehen und zwischen Skagerak und Kattegat wieder freilassen.
Jahrzehntelange schwere Überfischung hatte den Blauflossenthun aus dem Nord-Ostatlantik und Mittelmeer an den Rand der Ausrottung getrieben. Erst nachdem ein hart umkämpftes nachhaltiges Fischereimanagement mit strikten Kontrollen durchgesetzt wurde, zeigt der Bestand im Mittelmeer seit einigen Jahren erste Zeichen von Erholung.
„Das Comeback des Blauflossenthuns ist ein großartiger Erfolg. Er ist einer der wirtschaftlich wertvollsten Fische der Welt, dessen Bestand jahrzehntelang überfischt und illegal geplündert wurde. Wenn die ikonischen Raubfische jetzt in nordische Gewässer zurückkehren, müssen wir sicherstellen, dass sie hier auch in Zukunft überleben können. Dafür brauchen wir nach den ersten Sichtungen vor allem mehr Informationen“, sagt Catherine Zucco, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland.
Dass die Tiere in den sechziger Jahren aus schwedischen und dänischen Gewässern verschwunden sind, führen Wissenschaftler auf eine zu starke Befischung von Thunfischen und ihrer Beute sowie veränderten Lebensbedingungen im Meer zurück.
"Warum sie jetzt zurückkehren, wissen wir nicht", sagt Professor Brian MacKenzie von DTU Aqua. "Wahrscheinlich haben Schutzmaßnahmen geholfen. Dieses Forschungsprojekt ist das erste seiner Art in Skandinavien und wir hoffen, dass es einige Geheimnisse des Roten Thuns lüften wird.“
Dr. Andreas Sundelöf von SLU Aqua ergänzt: „Wenn wir die Gründe für ihre Rückkehr verstehen, können wir hoffentlich Faktoren identifizieren, die ermöglichen, dass sie auch zukünftig kommen. Als großer Jäger am oberen Ende des Nahrungsnetzes ist der Blauflossenthunfisch ein wichtiges Regulativ im Ökosystem“.
Die ausgebrachten Sender erfassen Informationen über Aufenthaltsort der Tiere, Schwimmtiefe, Lichtverhältnisse und Wassertemperatur. Nach einem Jahr lösen sich die Sender, steigen an die Wasseroberfläche und übermitteln ihre Daten per Satellit an die Wissenschaftler. Dies ermöglicht Erkenntnisse über Wanderrouten sowie mögliche Laich- und Nahrungsgründe der Thunfische. Zusätzlich werden die Wissenschaftler DNA-Proben der Fische nehmen, um sie zu einem der zwei Blauflossenthunbestände im Atlantik zuordnen zu können. Das ist wichtig, weil der Bestand aus dem Golf von Mexiko und der Nord-Ostatlantik-Mittelmeer-Bestand nach verschiedenen Managementsystemen bewirtschaftet werden.
Da Schweden und Dänemark keine Fangquoten für Blauflossenthun besitzen, wurde für das Forschungsprojekt eine Sondererlaubnis von ICCAT, der Internationalen Kommission zum Schutz des Atlantischen Thuns erteilt.
In diesem Projekt arbeitet WWF mit Forschern der Universität von Dänemark (DTU Aqua) und der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU Aqua) zusammen. Das Projekt wird von ICCAT (International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas) unterstützt.