Erneuerbaren-Ziel? Verfehlt!
BEE-Analyse zeigt: Deutschland verfehlt EU-Erneuerbaren-Ziel / WWF fordert Sonderausschreibungen zum zusätzlichen Ausbau erneuerbarer Energien
Deutschland wird sein EU-Erneuerbaren-Ziel für 2020 voraussichtlich verfehlen. Das zeigt eine aktuelle Prognose vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Demnach wird Deutschland das Ziel eines Anteils von 18 Prozent erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch um 2 Prozentpunkte verpassen. Deutschland ist damit einer von lediglich fünf EU-Mitgliedstaaten, die ihre vertraglich verpflichtenden Ziele gemäß der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RL 2009/28/EG) voraussichtlich nicht erreichen werden.
„Die Regierung Merkel/Gabriel ist zum Problemfall der europäischen Klimapolitik geworden. Nach den Klimaschutzzielen 2020, die wir nach neuesten Berechnungen ohne konsequentes Gegensteuern um neun bis zehn Prozentpunkte reißen werden, reiht sich nun noch das EU-Erneuerbaren-Ziel in die Liste der klimapolitischen Verfehlungen. Das Land der Energiewende ist damit seinen Namen derzeit nicht wert“, sagt Michael Schäfer, Leiter des Fachbereichs Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.
„Die neue Bundesregierung muss zwingend ein Sofortprogramm Klimaschutz 2020 auflegen, mit dem es sicherstellt, dass Deutschland seinen Verpflichtungen gemäß Paris-Abkommen sowie EU-Recht nachkommt. Dazu gehört nicht nur die zügige Abkehr von der dreckigen Kohle, sondern komplementär dazu ein deutlich ambitionierter Ausbau der Erneuerbaren.“
Eine Lösung dafür bestünde in einer „Sonderausschreibung Klimaschutz 2020“: Über sie sollte die Bundesregierung zusätzlich insgesamt vier GW Windenergie an Land sowie vier GW Photovoltaik ausschreiben. Über ein Nachrücker-Modell für Offshore-Wind könnten Projekte bis Ende 2020 realisiert werden, für die bereits ein Netzanschluss besteht.
„Den Klimaschutz und die Energiewende voranzutreiben, darf in der neuen Regierung kein Nischenthema mehr sein. Sonst handelt sie auch gegen das Wohl und den Willen ihrer Bürger“, so Schäfer. In einer aktuellen und repräsentativen Umfrage* im Auftrag des WWF gaben 88 Prozent der Befragten an, dass die Themen Energie und Klimaschutz ein wichtiger oder sehr wichtiger Faktor für ihre Wahlentscheidung seien. Die Mehrheit der Befragten (51 Prozent) sagte, dass Klima- und Umweltschutz im Wahlkampf nicht ausreichend Berücksichtigung finden.
*An der Umfrage von Kantar TNS im Auftrag des WWF haben zwischen 6. und 11. September 2017 1034 Menschen teilgenommen – sie gehören zur wahlberechtigten Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.