Blut am weißen Gold
Undercover-Bericht Zentralafrika: Elfenbeinmärkte fokussieren auf internationalen Export/ Einbruch der Elefantenpopulationen lässt Preise ansteigen/ WWF und TRAFFIC fordern gezielte Verfolgung der Wildtiermafia
Über 20.000 Elefanten werden pro Jahr in Afrika wegen ihrer Stoßzähne getötet. In vielen Regionen des Kontinents sind die Tiere deswegen nur noch selten anzutreffen – und das wirkt sich mittlerweile auch auf das lokale Geschäft mit dem Elfenbein aus. Das zeigt eine Studie von TRAFFIC mit Unterstützung des WWF über die lokalen Märkte in fünf zentralafrikanischen Ländern. Dort ist der Preis des „weißen Goldes“ in den letzten zehn Jahren um 20 bis 60 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist die Menge des offen angebotenen Elfenbeins deutlich zurückgegangen. Stattdessen beobachten die Umweltschützer eine Verlagerung des Handels in den Untergrund und ein Fokus auf den Export des Roh-Elfenbeins nach Asien, wo sich höhere Erlöse erzielen lassen.
„Das Abdriften in den Untergrund ist auch ein Anzeichen für eine bessere Strafverfolgung. Die Wilderei und der Handel mit ihren Produkten werden allerdings noch immer mangelhaft geahndet und Korruption bliebt ein großes Problem. Die Staaten müssen endlich konsequent durchgreifen, damit sich der Handel nicht nur verschiebt, sondern tatsächlich zurückgeht“, fordert Katharina Trump, Referentin für Wildtierkriminalität beim WWF Deutschland. „Gelingt das nicht, wird der Druck auf die verbliebenen Elefanten anhalten und die Populationen werden noch weiter zurückgehen.“
Für die Studie haben die Umweltschützer zwischen 2007 und 2015 lokale Märkte in Gabon, Republik Kongo, Zentralafrikanischer Republik, Demokratischer Republik Kongo und Kamerun untersucht. Sie stießen dabei auf insgesamt rund 13.000 Elfenbeinprodukte (verarbeitetes sowie Roh-Elfenbein) mit einem Gesamtgewicht von über zwei Tonnen. Der Löwenanteil entfiel mit rund 1,3 Tonnen auf die Demokratischen Republik Kongo. Im selben Zeitraum wurden weltweit über 53 Tonnen Elfenbein aus Zentralafrika von schätzungsweise rund 5.700 Elefanten beschlagnahmt. Neben anziehenden Preisen ist laut TRAFFIC und WWF auch eine Verlagerung in den Untergrund zu beobachten: Wurden Elfenbeinprodukte früher auf den Märkten für jeden sichtbar angeboten, liefen die Geschäfte mittlerweile vorwiegend „unter der Theke“. Gezieltes Nachfragen führe jedoch nach wie vor zuverlässig zum Erfolg.
Obwohl in den untersuchten Ländern Bemühungen für eine verbesserte Strafverfolgung zu beobachten seien, bleibe viel zu tun: Aus allen Ländern berichtet die Studie von der Involvierung hochrangiger Funktionäre in den Handel und in einigen sei nicht einmal klar geregelt, welche staatlichen Stellen für die Kontrollen überhaupt zuständig seien. Dabei gehe es um weit mehr als Elefantenschutz: „Die Wilderei ist ein echtes Entwicklungshindernis. Die international organisierte Wildtiermafia korrumpiert den Staat und untergräbt die Rechtsstaatlichkeit. Gleichzeitig werden alternative Einkommensquellen wie der Ökotourismus behindert. Der Schutz der Elefanten liegt auch im Interesse der Menschen vor Ort.“