Stoppschild für Ostsee-Pipeline

WWF lehnt Bau von Gaspipeline ab: „Nord Stream 2-Planung nicht antragsreif“

Erdgaspipeline©istock-getty-images
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Der WWF Deutschland lehnt den Bau einer zweiten Nord Stream Gaspipeline ab und hat seine entsprechende Stellungnahme zum Planungsverfahren fristgerecht eingereicht. 

 

„Der geplante Pipelinebau widerspricht den klimaschutz- und energiepolitischen Zielen der Bundesregierung und der Europäischen Union. Das Ende von Erdgas als Brückentechnologie ist bereits heute klar absehbar. Statt einer klimaschädlichen Infrastruktur für fossiles Erdgas  den Weg zu ebnen und dabei die Ostsee kaputtzumachen, sollte die Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben“, kommentiert Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros. Er verweist auf beträchtliche Umweltschäden in der Ostsee und an Küstengebieten, die  der Bau der Pipeline verursachen würde.

 

„Die Nährstoffbelastung des ohnehin überdüngten Meeres stiege durch die Bauarbeiten sprunghaft an. Das hebelt die Schutzbemühungen des Landes direkt wieder aus“, so Lamp. Denn während Mecklenburg Vorpommern sich verpflichtet hat, pro Jahr 57 Tonnen Phosphor weniger in die Ostsee einzuleiten, würden beim Pipelinebau 239 Tonnen Phosphor  in der deutschen AWZ (Ausschließliche Wirtschaftszone) freigesetzt. Durch Überdüngung sind in der Ostsee bereits sauerstoffarme Todeszonen entstanden. Ausgleichsmaßnahmen für die Nähstoffbelastung in der offenen See sind nicht geplant, lediglich Zahlungen an den Bundeshaushalt. „Eine volle Kasse nützt der Ostsee nichts, wir brauchen Realkompensation im Meer.  Nord Stream liefert bei Umweltmaßnahmen für den küstennahen Bereich  aber nur skizzenhafte Planungen oder gar Mogelpackungen“, kritisiert Lamp. Eine  zentrale  Ausgleichsmaßnahme an der Ossen-Niederung auf Rügen, sei bereits weitgehend von der Gemeinde umgesetzt, trotzdem wolle Nord Stream dies als Kompensation für den Pipelinebau geltend machen.  Weiterhin  fehlen neue Untersuchungen des Pipeline-Korridors zu Munition und Chemiewaffen, die dem aktuellen Stand der Untersuchungstechnik entsprechen.

Insgesamt wird das internationale Projekt mit zwei Standards geplant. Während in Deutschland Dünengebiete zur Schonung untertunnelt werden sollen, ist geplant, die Dünen eines Schutzgebiets in Russland zu durchbaggern, die Spülabwässer aus der gesamten Pipeline in der russischen AWZ ins Meer zu leiten und  Baggergut aus dem russischen Seegebiet einfach zu verklappen. Auch auf internationale Schutzgebiete nimmt die Planung keine Rücksicht: Ein jüngst in Schweden ausgewiesenes Schutzgebiet für die Fortpflanzung des  östlichen Ostseeschweinswals würde die Pipeline  durchneiden und eine gefährdete Ringelrobbenpopulation durch Munitionssprengungen in Russland und Finnland empfindlich treffen. 

 

„Das Vorhaben Nord Stream 2 ist weder antragsreif noch genehmigungsfähig. Ohne prüfbare Unterlagen und Gutachten können rechtstaatlich arbeitende Behörden einem solchen Antrag nicht stattgeben“, so WWF-Experte Lamp weiter. „Es ist bedenklich, dass Nord Stream für das zweitgrößte Bauwerk durch die Ostsee auf eine „Blitzgenehmigung“ innerhalb von 6 Monaten drängt“. Das bisher größte Bauwerk ist die Pipeline Nord Stream 1.

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