Unbegründete Unkenrufe

Zum sechsten Jahrestag der Katastrophe von Fukushima: WWF und LichtBlick fordern nach dem Atomausstieg nun verbindlichen Kohleausstieg

Fukushima © Digital Globe
Fukushima © Digital Globe

Auch sechs Jahre nach dem Beschluss zum endgültigen Atomausstieg haben sich die Ängste um Energieengpässe nicht bestätigt. Zum Jahrestag der Katastrophe von Fukushima (11. März) produziert Deutschland sogar so viel Strom, dass es in Länder mit Atomenergie exportiert. 2016 flossen 8,6 Prozent der Stromproduktion ins Ausland. Und das, nachdem seit 2011 bereits neun Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gegangen sind. Erneuerbare Energien haben die Strommengen problemlos ersetzt.

 

„Die Unkenrufe, mit dem Atomausstieg sei unsere Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet, haben sich als unbegründet erwiesen“, sagt Viviane Raddatz, Klima- und Energieexpertin beim WWF Deutschland. „Mit dem Unfall in Fukushima hat sich die Politik zur Energiewende bekannt. Das muss nun aber auch bedeuten, aus der Kohle auszusteigen. Denn wie die Atomkraft ist auch die Kohleverstromung ein Risikofaktor, den wir nicht hinnehmen müssen. Sie gefährdet unser Klima und unsere Gesundheit.“

 

Doch auch beim Kohleausstieg sind die Unkenrufe erneut zu hören, dabei sind sie auch hier unbegründet. „Ein Ausstieg aus der Kohle ist ohne Engpässe möglich. Dafür müssen wir aber jetzt beginnen, nicht später“, sagt Raddatz. „Konkret heißt das: Neben dem Plan für den Atomausstieg brauchen wir jetzt dringend einen verbindlichen Kohleausstiegspfad.“ Das schafft auch die nötige Planungs- und Investitionssicherheit.

 

„Genauso wie die Politik viel zu lange an der Hochrisikotechnologie Atomkraft festgehalten hat, hält sie jetzt an der Kohle fest“, kritisiert auch Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick. „Der dringend notwendige Strukturwandel darf nicht länger durch Panikmache verhindert werden. Viel zu oft sorgen die unflexiblen Kohlekraftwerke für ein Stromüberangebot und behindern so die Durchleitung von Wind- und Sonnenstrom. Statt einer Deckelung der Ausbauziele bei den Erneuerbaren benötigen wir deutlich ehrgeizigere Ziele und ein intelligentes Stromsystem aus flexibler, lokaler Produktion und Speicherung.“

 

Statt verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren, damit in Zukunft etwa durch die Kopplung von Verkehrs- und Energiesektor saubere Energie jederzeit und flexibel dorthin fließen kann, wo sie benötigt wird, werden aber weiterhin alte Energieträger unterstützt. „Seit 1970 sind mehr als 460 Milliarden Euro an die fossile und Atomenergie geflossen“, sagt Lücking. „Wir fordern einen Stopp dieser schädlichen Subventionen. Es ist an der Zeit, nicht nur der Atomgefahr, sondern auch den Risiken der fossilen Energien endlich Rechnung zu tragen.“

Kontakt

WWF Presse-Team