Ausverkauf abgebremst
Tansania erteilt Bergbau im Selous Absage / WWF: Afrikas größtes Schutzgebiet und Weltnaturerbe bleibt gefährdet
Berlin: Die tansanische Regierung hat angekündigt, im Schutzgebiet Selous keinen Bergbau zu genehmigen. Das geht hervor aus einer Antwort der Regierung auf einen Bericht der Unesco, der sich mit der Gefährdung des Weltnaturerbes beschäftigt. Der WWF lobt die Entscheidung, warnt jedoch vor anderen Bedrohungen, denen Afrikas größtes Schutzgebiet weiterhin ausgesetzt ist: „Der Selous ist durchzogen von bereits erteilten Konzessionen für die Öl- und Gasförderung. Eine Uranmine am Rande des Gebiets befindet sich bereits in der Erkundung. Zusätzlich tauchen immer wieder Pläne für einen riesigen Staudamm auf. Würde auch nur ein Bruchteil dieser massiven Industrialisierung realisiert, wäre eines der letzten großen Wildnisgebiete unwiederbringlich verloren“, sagt Johannes Kirchgatter, Ostafrika-Referent des WWF Deutschland.
Bis vor kurzem hatte die tansanische Regierung noch 48 Bergbaukonzessionen ausgewiesen, die weite Flächen des Schutzgebietes für die Suche nach mineralischen Bodenschätzen geöffnet hätten. Das hat die Regierung in ihrer Erklärung nun ausgeschlossen. Gleichzeitig erteilte die Regierung der Vergabe weiterer Konzessionen für den Bergbau eine Absage. Davon unberührt sind mehrere Öl- und Gaskonzessionen, die rund 75 Prozent der Fläche des Schutzgebietes überlappen. Insbesondere die Konzession in Kilosa-Kilombero im Westen des Ökosystems wurde bereits intensiv untersucht. Im Herbst 2017 soll hier die Ölförderung beginnen. Bei einem Zwischenfall ist laut WWF mit der großflächigen Verschmutzung des Selous zu rechnen. Die Bohrstellen liegen in einem international bedeutenden Ramsar-Feuchtbiotop, aus dem das Reservat einen Großteil seines Wassers bezieht.
Bereits in der Planungsphase befindet sich ein Staudamm – direkt in der laut WWF besonders sensiblen Schlucht Stiegler’s Gorge. Im Falle seiner Realisierung würde er rund 1.000 Quadratkilometer des Schutzgebiets dauerhaft überfluten, was etwas mehr als der Fläche Berlins entspricht. „Die Industrialisierung gefährdet eines der letzten großen Wildnisgebiete der Welt. Sollten die Pläne umgesetzt werden leidet jedoch nicht nur die Natur. Für die Menschen vor Ort entstehen kurzfristig ein paar Hilfsjobs, während der große Profit woanders hinfließt. Was den Menschen langfristig bleibt ist eine zerstörte Umwelt und die genommene Chance auf eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit der Natur, zum Beispiel im Tourismus“, so Johannes Kirchgatter.