Spessart politisch versenkt
Kabinett in Bayern stimmt gegen Nationalpark Spessart/WWF: CSU-Regionalpolitik verhindert glaubwürdigen Naturschutz
Dem heutigen Kabinettbeschluss zum dritten Nationalpark in Bayern fehlt jedwede naturschutzfachliche Basis. Mit dem Spessart lag ein Vorschlag auf dem Tisch, der nicht nur Umweltexperten überzeugt, sondern auch großen Zuspruch in der Bevölkerung genießt – anders als bei den anderen Kandidaten. Doch laut Beschluss kommen nun nur noch die Rhön und die Donau-Auen in die engere Auswahl, der Spessart ist aus dem Rennen. „Hier hat das Kabinett kleines Karo gewebt. Bayern hat die einmalige Chance verpasst, echter Wildnis ihren Platz zu geben. Mit einem Nationalpark Spessart wäre ein großflächiges und zusammenhängendes Schutzgebiet entstanden, das internationalen Standards entspricht“, sagt Diana Pretzell, Leiterin der Abteilung Naturschutz Deutschland des WWF.
„Zwar haben auch die Rhön und die Donau-Auen Potential. Die Laubwälder im Spessart aber gehören zu den ältesten in ganz Deutschland und sind daher etwas ganz Besonderes. Für ihren Schutz tragen wir nicht nur eine nationale, sondern auch eine internationale Verantwortung“, so Pretzell.
Auf besondere Kritik stößt der intransparente Prozess der Entscheidungsfindung, die von CSU-Interessen geprägt war. Nach zahlreichen Falschinformationen und monatelanger Nebelkerzenwerferei ist mit der Entscheidung vom Dienstag nicht ersichtlich, auf welcher naturschutzfachlichen Basis letztlich entschieden wurde. „Die Naturschutzstrategie des Landes wurde missachtet. Die bayerische Regierung muss nun zeigen, wie sie so den europäischen Naturschutzzielen nachkommen will und die Nationale Biodiversitätsstrategie umzusetzen gedenkt“, fordert Pretzell. „Gleichzeitig sollte sie sich gegenüber der Bevölkerung im Spessart und der Wirtschaft erklären, gegen deren Willen sie mit dieser Entscheidung agiert.“
Für das weitere Vorgehen mit den ausgewählten Nationalpark-Kandidaten ist nun die transparente Zusammenarbeit aller Interessensgruppen nötig, wie Wirtschaftsverbänden, der Landwirtschaft, dem Tourismus, Naturschutzverbänden und natürlich der Bevölkerung. „Wir müssen weg kommen von der destruktiven Klüngelei, die den Prozess bisher prägte. Ein neuer Nationalpark für Natur und Mensch braucht die Unterstützung aller Beteiligten.“