Mauerbau im Paradies

Unesco-Welterbekomitee: Afrikas größtes Wildtierreservat Selous bleibt auf Roter Liste / WWF fordert Stopp von Staudammplänen

Selous - bedrohtes Weltnaturerbe © WWF
Selous - bedrohtes Weltnaturerbe © WWF

Krakau/Berlin: Das Unesco-Welterbekomitee hat entschieden, das Schutzgebiet Selous in Tansania auf der Roten Liste für gefährdete Welterbestätten zu belassen. Damit schlossen sich die Delegierten der Forderung von Umweltschützern an. Begründet hat das Komitee seine Entscheidung mit erteilten Konzessionen zur Erkundung von Öl- und Gasvorräten, die das Welterbegebiet überlappen. Ebenfalls eine Rolle spielen Pläne zur Errichtung eines Staudamms mitten im Reservat, die Tansanias Präsident John Magufuli erst kürzlich bekräftigt hatte. Vor dem Bau sei in jedem Fall eine Analyse zu möglichen Umweltauswirkungen erforderlich, so das Komitee. Tansanias Regierung hatte gefordert, den Selous wegen Fortschritten bei der Wildereibekämpfung nicht länger als gefährdet einzustufen.

 

Der WWF begrüßt die Entscheidung der Unesco, den Selous weiter als gefährdetes Welterbe zu führen. Die Umweltschützer bemängeln jedoch, das Welterbekomitee hätte sich klar gegen den Bau eines Staudamms im Schutzgebiet aussprechen müssen. „Der Selous steht auf der Kippe. In nur wenigen Jahren könnte sich dieses einzigartige Naturparadies in ein Industriegebiet verwandeln. Die Öl- und Gasförderung muss unbedingt verhindert werden“, fordert Johannes Kirchgatter, Ostafrika-Referent beim WWF Deutschland.

 

Daneben sei bereits heute absehbar, dass auch der geplante Staudamm katastrophale Folgen hätte: „Der Staudamm würde rund 1.200 Quadratkilometer im Herzen des Schutzgebiets überfluten. Das wäre ein herber Schlag für die Natur. Gleichzeitig würde ein Großteil des touristischen Potentials der Region zerstört und der lokalen Bevölkerung damit die Chance auf eine nachhaltige Entwicklung genommen. Der Staudamm zieht außerdem Straßen, Industrieanlagen und Siedlungen für Bauarbeiter inmitten des Schutzgebiets nach sich. Letztlich läuft es hinaus auf die Zerstörung bisher unberührter Wildnis und einen der wichtigsten Lebensräume vieler bedrohter Tierarten wie Elefanten oder Wildhunde“, so Kirchgatter vom WWF.

 

Pläne zur Errichtung eines Staudamms im Selous existieren schon seit Jahren, wurden jedoch nie umgesetzt. Mitte Juni hatte Tansanias Präsident jedoch unvermittelt verkündet, den Staudamm nun „so schnell wie möglich“ bauen zu wollen. Die Aussage fiel nur wenige Tage nach der Unterzeichnung eines Vertrags für ein gemeinsames Selous-Schutzprogramms (SECAD) der tansanischen und deutschen Regierung. Deutschland zahlt in den kommenden Jahren 18 Millionen Euro für den Erhalt des Reservats, seiner Randgebiete und des Welterbetitels. Nach Angaben des WWF würden die Schutzbemühungen der deutschen Bundesregierung durch die Pläne zum Bau eines Staudamms vollständig konterkariert. Auch die aktuellen Erfolge bei der Bekämpfung der Wilderei drohten durch die Erschließung des Gebiets durch Straßen und den damit leichteren Zugang auch für Wilderer zunichte gemacht zu werden. Die Umweltschützer fordern die Bundesregierung daher auf, sich gegen den Staudammbau einzusetzen – zumal er für die Deckung des Energiebedarfs in Tansania nicht notwendig sei, wie aus dem regierungseigenen Energieplan hervorgehe.

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WWF Presse-Team