Die Intensiv-Landwirtschaft im Großraum Köln wird zu einer zunehmenden Belastung für die Region. So überschreitet der Nitratgehalt von einem Viertel der Grundwasserkörper konstant die gesetzlichen Grenzwerte. Als Hauptursache gilt die Überdüngung der Felder. Dementsprechend werden die kritischen Nitratwerte auf der linksrheinischen Seite gemessen. In einem Gebiet, das für seinen intensiven, konventionellen Ackerbau bekannt ist. Auch die Artenvielfalt leidet: Feld- und Wiesenvögel verzeichnen in Nordrhein-Westfalen erhebliche Bestandsrückgängen. Braunkehlchen, Grauammer und Bekassine sind sogar vom Aussterben bedroht. Gleiches gilt für den Feldhamster. Davor warnt der WWF in einem <link http: www.wwf.de fileadmin fm-wwf publikationen-pdf wwf-regionalbericht_koeln_landwirtschaft_und_ernaehrung.pdf _blank external-link>Regionalbericht, den der Naturschutzverband am Donnerstag im Rahmen seiner deutschlandweiten Foodtruck-Tour auf dem Rudolfplatz vorgelegt hat.
Zugleich liegt der Anteil der Bio-Landwirtschaft in der Region bei vier Prozent - und ist damit noch niedriger als der Bundesdurchschnitt von 6,5 Prozent. „Es ist paradox: Gerade in einer Metropolenregion wie Köln, wo die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln besonders hoch ist, gibt es nur einen verschwindend geringen Anteil an Bio-Landwirten“, so Kerstin Weber, Projektmanagerin Nachhaltige Ernährung beim WWF Deutschland. „Es braucht zusätzliche Anreize, um das Ziel der Bundesregierung erreichen zu können, ein Fünftel der Agrarflächen nach Bio-Standards zu bewirtschaften.“ Der WWF kritisiert, dass durch eine fehlgeleitete Politik die deutsche Landwirtschaft in eine ökologische wie ökonomische Sackgasse hineinmanövriert werde.
„Natur und Landwirtschaft sind keine voneinander abgekoppelten Systeme. Sie können nur gemeinsam dauerhaft erfolgreich sein. Wir brauchen daher eine neu ausgerichtete Agrarpolitik. Während etwa die Stadt Köln mit dem deutschlandweit ersten Ernährungsrat auch gute Impulse setzt, werden solche Bemühungen auf lokaler Ebene durch die neuen Koalitionäre der Landesregierung konterkariert. Der WWF erkennt im schwarz-gelben Koalitionsvertrag nicht die Absicht eine nachhaltige und damit zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik zu gestalten“, kritisiert Weber.
Doch nicht nur die Landwirtschaft, auch der Konsum müsse sich verändern und der verschwenderische Umgang mit Lebensmitteln gestoppt werden, so der WWF. Laut den Berechnungen der Organisation fallen allein in Kölner Haushalten Lebensmittelverluste von knapp fast 100.000 Tonnen pro Jahr an. Zudem ist sowohl auf lokaler wie auch auf globaler Ebene der hohe Fleischbedarf ein Problem. Insgesamt fragen die Kölner pro Jahr rund 94.000 Tonnen Fleisch nach. Insgesamt umfasst der jährliche Flächenfußabdruck der Kölner für ihre Ernährung über 259.000 Hektar (363.143 Fußballfelder), wobei fast dreiviertel dieser Fläche für die Erzeugung von tierischen Lebensmitteln benötigt wird. Vor allem der Anbau von gentechnisch verändertem Soja als Tierfuttermittel sieht der WWF als Problem an.
„Wir essen in Deutschland nicht nur zu viel Fleisch, sondern produzieren oben drauf und exportieren die Überschüsse ins Ausland. Doch mit Schweinefleisch aus deutscher Intensivmast wird höchstens der Regenwald in Südamerika zerstört oder das Grundwasser in Deutschland verschmutzt, aber sicherlich nicht der Hunger in der Welt bekämpft Dieses System ist nicht nachhaltig“, so Weber. „Durch die zunehmende Intensivierung entzieht sich der gesamte Agrarsektor mittelfristig seiner eigenen Lebensgrundlage und verliert zugleich auch noch die Akzeptanz in einem großen Teil der Gesellschaft. Es wäre die Aufgabe der Politik hier unterstützend gegenzusteuern. Leider ist das in den vergangenen Jahren versäumt worden.“ Die WWF-Expertin fordert daher für umweltfreundlich produzierende Landwirte ein gerechtes und zuverlässiges Einkommen.