Strohhalm für den Aal

WWF wertet Aalregelung als sinnvollen ersten Schritt / Fangquoten für Kabeljau und Scholle jedoch über wissenschaftlichen Empfehlungen

Europäischer Aal ©Erling Svensen WWF Canon
Europäischer Aal ©Erling Svensen WWF Canon

Die Fischereiminister der EU haben heute früh die Fischereiquoten für die Nordsee und den Nord-Ost-Atlantik im kommenden Jahr festgelegt. Obwohl mehr Bestände auf nachhaltigem Niveau bewirtschaftet werden, stoßen einige der Entscheidungen auf Kritik des WWF. „Die legalisierte Überfischung in der Nordsee wird weniger, geht aber dennoch in die nächste Runde. Die Fangmengen für Kabeljau, Wittling und Scholle liegen ein Viertel über den wissenschaftlichen Empfehlungen. So bleibt eine umweltverträgliche Nordseefischerei eine Fata Morgana.“, kritisiert Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland. Die EU-Staaten haben sich verpflichtet, bis 2020 die Überfischung zu beenden und für gesunde Bestandsgrößen in europäischen Meeren zu sorgen. „Stattdessen werden nun lang ersehnte Bestandserholungen wie jüngst endlich beim Kabeljau zu beobachten, durch zu hohe Fangmengen gleich wieder riskiert.“

 

Ein generelles Fangverbot für Aal, wie es EU-Kommission und Umweltschützer gefordert hatten, lehnten die Fischereiminister ab. Stattdessen soll die Fischerei vorübergehend ab 1. September 2018 für 3 Monate geschlossen werden.

„Mit einem Fangverbots-Intermezzo kann man keine Tierart retten, Artenschutz mit Verfallsdatum funktioniert nicht. Die Schließung ist eine sinnvolle erste Maßnahme, müsste aber dauerhaft gelten. Laichbereite Aale wandern vor allem im Herbst ins Meer ab. Es ist gut, wenn sie in dieser Zeit nicht in den Reusen der Fischer enden. Es wäre aber tückisch, wenn außerhalb der Schonzeit mehr gefangen würde, denn Aalfischerei wird nicht durch Höchstfangen reguliert“, so Stella Nemecky vom WWF. „Wir brauchen Aalschutz aus einem Guss: ein dauerhaftes Fangverbot für erwachsene Tiere in allen europäischen See- und Binnengewässern. Die Fischerei auf junge Glasaale muss schonend betrieben und so gut kontrolliert werden, dass der illegale Handel gestoppt wird. Die Millionen junger Aale sollten nur noch zum Bestandserhalt und in geeignete, saubere Gewässer ausgesetzt werden. Die heutige Aalregelung muss der Anfang echter Schutzbemühungen sein, die endlich sicherstellen, dass Flüsse für erwachsene Tiere besser passierbar und nicht durch Turbinen und Wasserkraftwerke verbaut sind.

 

An fast der Hälfte der deutschen Flüsse werden die Aal-Schutzziele verfehlt: „Aus Eider, Elbe,  Maas und Oder wandern nicht ausreichend Aale ab. Die deutschen Aal-Management-Pläne müssen endlich flächendeckend umgesetzt werden, um die Ziele auch in diesen Flüssen erreichen zu können“, fordert Stella Nemecky.

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