Luchs pirscht sich zurück
Die Zahl freilebender Luchse in Deutschland nimmt zu und liegt nach Schätzungen des WWF bei 100 bis 130 Tieren. Sowohl im Harz als auch im Bayerischen Wald wurden in 2017 mehr Luchse nachgewiesen als im Jahr zuvor. Auch im Pfälzerwald wächst die Population. Dort wurden seit 2016 neun Tiere im Rahmen eines Wiederansiedelungsprojekts freigelassen, zuletzt eine Luchsin aus der der Slowakei. Die nächsten Tage folgt ein weiteres Tier aus der Schweiz. Dennoch bleibt offen, ob der Luchs dauerhaft wieder seine Heimat in Deutschland findet. Wilderei und Straßenverkehr machen den Tieren das Überleben weiter schwer.
Allein in Bayern wurden zwischen 2010 und 2017 mindestens sechs Luchse geschossen, vergiftet oder auf andere Weise getötet. Weitere vierzehn Tiere sind spurlos verschwunden. Zuletzt wurde im September 2017 im Saalachsee bei Bad Reichenhall ein getöteter Luchs gefunden. Nach wie vor laufen die Untersuchungen zu einem Tatverdächtigen im Bayerischen Wald, bei dem vor fast genau einem Jahr im Rahmen einer Hausdurchsuchung Waffen und Teile von Luchsen sichergestellt wurden.
„Luchse sind streng geschützt, ihre Tötung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine schwere Straftat", so Diana Pretzell vom WWF. Der WWF fordert daher unter anderem eine nationale Wildtierbehörde und entsprechende Stabsstellen bei den zuständigen Landeskriminalämtern oder Umweltministerien. Zudem sollten tot aufgefundene Luchse, ähnlich wie Wölfe, grundsätzlich kriminologisch untersucht werden, um die Todesursache eindeutig zu ermitteln
Um Wilderei auf streng geschützte Tiere in Deutschland aufzudecken, hat der WWF im Sommer eine Anti-Wilderei-Hotline unter 0800 -10 20 340 eingerichtet. Unter der Notrufnummer und online unter www.wildereinotruf.de können kriminelle Taten an Wildtieren 24h am Tag anonym gemeldet werden. Der WWF prüft die Hinweise und tritt in Kontakt mit den zuständigen Behörden.
Hintergrund Luchsprojekte in Deutschland:
Luchse gründen in der Regel nur dort Reviere, wo bereits andere Artgenossen vorkommen. Daher helfen Wiederansiedlungsprojekte in Regionen wie dem Pfälzer Wald, die den Tieren ausreichend zusammenhängende Waldfläche bieten. Die Idee geht auf: Seit diesem Jahr läuft der erste Luchs-Nachwuchs durch den Pfälzerwald. Der WWF unterstützt das von Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz geleitete Luchs-Projekt ebenso wie weitere Projekte in Bayern und Baden-Württemberg, die Informationen in der Bevölkerung stärken sollen.
Im Bayerischen Wald startete vor kurzem das grenzübergreifende Projekt "3Lynx", in dem sich elf Partner aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien und Slowenien für ein dauerhaftes Überleben der dortigen Luchspopulation einsetzen. In Baden-Württemberg baut der WWF gemeinsam mit der Landesjägerschaft und der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg das Fotofallenmonitoring aus. Kürzlich eröffnete außerdem ein Luchs-Infopoint im Naturpark Obere Donau.