Finger - und Reusen - weg vom Aal
WWF fordert nachhaltige Fangquoten für Nordsee und ein Fangverbot für Aal
Der europäische Aal steht kurz vor dem Aussterben. Weil bisherige EU-Bemühungen zum Schutz der Tiere versagt haben, wird jetzt ein Fischereiverbot diskutiert. Die europäischen Fischereiminister werden am 12.Dezember die Fangquoten für die Nordsee und den Nord-Ost-Atlantik festlegen und dabei auch über eine Schließung der Fischerei auf Aal entscheiden. Der WWF begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission für ein Aal-Fangverbot als wichtigen Schritt, sieht aber noch weitere Maßnahmen als unerlässlich an.
„Jeder gefangene Aal reduziert die Überlebenschancen der gesamten Art. Der Fang von Aal muss in Binnengewässern und Küstenmeeren sowohl für Angler als auch kommerzielle Fischer tabu sein, wenn wir die Art nicht ausrotten wollen“, fordert Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland. „Aal gehört nicht auf den Teller“.
Gerade Deutschland müsse sich in Brüssel für das Fangverbot einsetzen, um die überschaubaren Erfolge der hiesigen Aal-Schutzbemühungen nicht ad absurdum zu führen. Der Wanderfisch Aal ist auch durch verbaute Flüsse und verschmutze Gewässer massiv bedroht. Deutschland setzt seit Jahrzehnten jährlich Millionen junge Aale in Flüssen aus, in 2013 waren es 11 Millionen Tiere. „Die wenigen mühsam geschützten Tiere, die als ausgewachsene Blankaale erfolgreich aus unseren Flüssen ins Meer abwandern, dürfen nicht länger in den Reusen der Fischer enden. Damit torpediert Deutschland die eigenen Schutzbemühungen“, so Nemecky weiter. Gleichzeitig müsse die Durchgängigkeit deutscher Flüsse für wandernde Aale verbessert, sowie die Verschmutzung der Gewässer verringert werden. „Das Flickwerk unterschiedlicher und teils unsinniger Einzelmaßnahmen in den Mitgliedstaaten erfüllt seinen Zweck nicht. Wir brauchen für den Aal europäische Schutzmaßnahmen aus einem Guss.“
Aale werden auch als Jungtiere, als sogenannte Glasaale, vor allem an der französischen Küste gefangen, und später teils in europäischen Binnengewässern ausgesetzt. „40 Prozent der Glasaale sterben unnötigerweise schon beim Fang oder anschließendem Transport. Auch ist die Dunkelziffer des illegalen Fangs in der Glasaalfischerei sehr hoch. Die EU-Fischereiminister sind gefordert, die Sterblichkeitsraten und illegalen Aktivitäten in der Glasaalfischerei schnellstmöglich einzudämmen“, so WWF-Expertin Nemecky.
Mit Blick auf die Nordseefischerei fordert der WWF die Fischereiminister auf, diesmal konsistent den wissenschaftlichen Empfehlungen für Höchstfangmengen zu folgen. „Es ist höchste Zeit die legalisierte Überfischung zu beenden, damit die überfischten Bestände noch eine Chance haben wie vorgesehen bis 2020 auf gesunde Größe anzuwachsen. Damit würde auch das zukünftige Auskommen der Fischer gesichert“, fordert Fischereiexpertin Stella Nemecky
Hintergrund Aal:
Aufgrund seines komplexen und von langen Wanderungen geprägten Lebenszyklus ist der Aal doppelt bedroht: Neben der Fischerei stellen auch Flussbebauungen wie Dämme, Wehre, Wasserkraftwerke und Turbinen tödliche Hindernisse auf der Wanderung durch Europa dar. Aale schlüpfen in der Sargassosee und durchqueren in einer 5.000 Kilometer langen Wanderung den Atlantik. Als etwa 7 cm lange Glasaale erreichen sie erst nach bis zu drei Jahren Europa, wandern die Flussmündungen hinauf, wo sie im Süßwasser ca. 10-20 Jahre bis zur Geschlechtsreife heranzuwachsen. Um sich ein einziges Mal im Leben zu reproduzieren, kehren die adulten Aale durch Flüsse und Atlantik in die Sargassosee zurück, wo sie nach dem Ablaichen sterben. Es ist bisher nicht gelungen, Aale in Gefangenschaft zu vermehren. Jeder Aal aus Aquakultur stammt aus Wildfang. In der Regel werden Glasaale aufgezogen und gemästet, und später teilweise für Besatzmaßnahmen genutzt. Aus Sicht des WWF sollten Besatzmaßnahmen deshalb ausschließlich den Bestandserhalt zum Ziel haben und nur in dafür geeigneten, also sauberen, unverbauten und unbefischten Gewässern erfolgen. Auf der Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist der Gesamtbestand des Europäischen Aals als „vom Aussterben bedroht“ gelistet.