Naturschützer fordern Ende der Vogeljagd im Wattenmeer

„Ruhe in den Ruhezonen“ - Nationalpark muss endlich internationale Kriterien erfüllen

Vogelschwarm im Wattenmeer © Roesner/WWF
Vogelschwarm im Wattenmeer © Roesner/WWF

Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer liegt inmitten einer der weltweit wichtigsten Drehscheiben des Vogelzugs und wurde – wie inzwischen das gesamte drei Staaten übergreifende Wattenmeer – von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Dennoch werden noch immer Zugvögel im Wattenmeer bejagt, zu deren Schutz sich auch Niedersachsen  gemäß  internationaler Kriterien verpflichtet hat. Die niedersächsischen Naturschutzverbände fordern das sofortige Ende der Jagd im Wattenmeer.

 

Mehr als 10 Millionen Wat- und Wasservögel aus einem riesigen Einzugsgebiet der nördlichen Erdhalbkugel ziehen jährlich durch das Gebiet an der südlichen Nordseeküste. Sie sind auf ihrer anstrengenden „Reise“ bis ins südliche Afrika auf störungsfreie Rastplätze und die nahrungsreichen Watten und Salzwiesen des Wattenmeers angewiesen. Eine Jagd stellt gerade zur Zugzeit eine große und schwerwiegende Störung der rastenden Vögel dar. "Niedersachsen hat das Wattenmeer in die bei der UN geführte Nationalparkliste aufnehmen lassen und steht so in der Verantwortung die international geltenden Kriterien für Nationalparks einzuhalten", so Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen. "Damit hat sich Niedersachsen auch zur Einstellung der Jagd im Nationalpark verpflichtet."

Die niedersächsischen Naturschutzverbände fordern erneut die sofortige Einstellung der Jagd im und am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Nicht einmal im Bereich der Inseln sind die Ruhezonen gänzlich als befriedete Bereiche ausgewiesen, moniert der NABU. Denn selbst innerhalb der streng geschützten Bereiche ist eine 10-tägige Jagd auf Wasservögel noch erlaubt. Hunderte von Zugvögeln werden von Jägern erschossen oder von abgerichteten Jagdfalken erlegt, tausende von ihren Hochwasserrastplätzen vertrieben oder so stark beunruhigt, dass sie fluchtartig das Gebiet verlassen. “Die Jagd hat sich sogar zu einem touristischen Event entwickelt“, kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. So finden sich alljährlich Gruppen von Falknern im Nationalpark ein, um ihre Falken zu trainieren, Gastjäger aus dem ganzen Bundesgebiet gehen im Wattenmeer auf die Zugvogeljagd. “Besonders kritisch sehen wir den Abschuss der Waldschnepfe, deren „Malerfedern“ und „Schnepfenbart“ als jagdliche Trophäe geschätzt werden“, so Bodenstein-Dresler.

 

Jagdpachten im Bereich des Nationalparks sollten aus diesen Gründen nicht verlängert werden, so die Forderung der Naturschutzverbände. Eine fallweise erneute Vergabe müsse zumindest an strenge Auflagen zur Unterstützung der Nationalparkziele geknüpft werden. „Die Jäger sollten sich  noch stärker als Partner des Nationalparks einbringen und mehr dem Schutzzweck dienende Aufgaben wahrnehmen, wie sie dies  mit der Seehundzählung bereits tun“, sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF. Hilfreich für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume wäre beispielsweise eine mit der Nationalparkverwaltung abgestimmte, einvernehmliche Entnahme von eingeschleppten Prädatoren und Damwild.

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WWF Presse-Team