Artenschutz vor Handelsinteressen
Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen: Globaler Handel bedroht Elefant, Nashorn und Hai. / WWF: EU muss starke Stimme für Artenschutz sein.
Am Samstag startet die 17. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES CoP) im südafrikanischen Johannisburg. Der WWF fordert anlässlich des Verhandlungsauftakts die Staatengemeinschaft auf, kurzfristige Handelsinteressen nicht über den Artenschutz zu stellen. Zwei Wochen lang beraten Delegierte aus 183 Staaten über Regelungen und Handelsmoratorien für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auf der Agenda finden sich Anträge zu Schuppentieren, Nashörnern, Elefanten, Haien oder Rochen. Auch über den Waldschutz wird verhandelt: Die steigende Nachfrage nach Edelhölzern befeuert laut WWF Regenwaldrodungen auf der ganzen Welt.
„Vor allem bei Wald- und Fischereithemen erwarten wir ein hartes Tauziehen. Hier bedrohen knallharte wirtschaftliche Interessen den Artenschutz“, warnt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. „Bei diesen umstrittenen Themen kommt der EU eine Schlüsselrolle zu, da sie mit 29 Stimmen den einflussreichsten Block bei CITES bildet.“ Der WWF fordert die europäischen Staaten daher auf, einheitlich für Reglementierungen bei Haien und Rochen zu stimmen. Verringerte Fangmengen seien wichtig, da der globale Hunger auf Haifischflossen und Rochenkiemen zu starken Bestandsrückgängen geführt habe. Auch Geschäfte mit Edelhölzern müssten stärker eingeschränkt werden. So gilt etwa Afrikanischer Palisander mit über 400.000 Kubikmeter jährlichem Umsatzvolumen als das meist gehandelte Edelholz überhaupt. Der WWF befürwortet zudem Handelsverbote für Schuppentiere. Immer wieder gibt es Aufgriff von Schmugglern mit hunderten oder gar tausenden Exemplaren. Schuppentiere werden für die Traditionelle Asiatische Medizin, als Fleischlieferanten und als Trophäen nachgefragt.
Zudem liegen mehrere Anträge afrikanischer Staaten zu Nashorn und Elfenbein vor. Der WWF bewertet all diese Vorstöße angesichts der Wildereikrise als „nicht verhandelbar“, da sie entweder strenge Verbote lockern würden oder durch Einsprüche seitens einzelner Vertragsstaaten neue Schlupflöcher in den bisher eindeutigen Moratorien ermöglichen könnten. Die bestehenden CITES-Richtlinien für Elfenbein und Nashorn dürften dementsprechend nicht angetastet werden. „Das Abkommen verbietet den internationalen Elfenbeinhandel bereits vollständig. Es ist daher nicht die Zeit, um über den bestehenden Status zu verhandeln, sondern um entschlossen gegen den illegalen Elfenbeinhandel, den wahren Motor der Wilderei, vorzugehen. Die Staatengemeinschaft muss der global operierenden Arten-Mafia endlich das Handwerk legen“, so Heinrich.
Die zentralen Hebel des Washingtoner Artenschutzabkommens gegen Elefantenwilderei sind laut WWF die nationalen Elfenbein-Aktionspläne. Mit deren Hilfe können Staaten, in denen Elfenbein illegal gehandelt und geschmuggelt wird, falls nötig mit Sanktionsmechanismen dazu gebracht werden, entschieden gegen die Arten-Mafia und die kriminellen Strukturen vorzugehen. Doch längst noch nicht alle der betroffenen Länder haben die entsprechenden Aktionspläne ausreichend umgesetzt. Hinzu kommt, dass Länder wie Singapur, Malawi und Togo bisher noch nicht in diese CITES-Prozesse eingebunden sind und damit gar nicht zu entsprechenden Aktionsplänen verpflichtet werden können.